Sortenempfehlungen Sommergerste, Sommerweizen und Hafer Frühjahr 2024

Sommergetreide weiterhin von untergeordneter Bedeutung

Sommergetreide schneidet ertraglich und auch wirtschaftlich meist schlechter ab als Wintergetreide, kann jedoch die Fruchtfolge auflockern und dadurch helfen, beispielsweise bestimmte Ungras- und Unkrautprobleme zu lösen.
Der Bedarf der heimischen Mälzer und Brauer wird in der Regel nicht von heimischer Braugerste gedeckt. Bei entsprechenden Preisen könnte Sommergerste daher wieder eine interessante Ackerfrucht werden. Sommerweizen gilt oft nur als „Lückenbüßer“, wenn im Herbst schlechte Saatbedingungen herrschten. Hafer verdient mehr Beachtung, da er in Getreide-reichen Fruchtfolgen als „Gesundungsfrucht“ dienen kann und eine steigende Nachfrage für den Nahrungsmittelbereich zu verzeichnen ist.

Sommergerste

Grundlage der Empfehlungen sind die LSV-Ergebnisse der Versuchsstandorte Hartenhof (kalte Hochlage im südlichen Jura bei Lauterhofen, Landkreis Neumarkt) und Schraudenbach (nördliche Fränkische Platte bei Werneck, Landkreis Schweinfurt).

Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:

    Amidala (Nordsaat/Hauptsaaten)
    Amidala verfehlte heuer am Standort Hartenhof das sehr gute Ertragsergebnis des Vorjahres deutlich. Am unterfränkischen Standort Schraudenbach schnitt sie knapp durchschnittlich ab. In den beiden zugehörigen Anbaugebieten liegt sie heuer und auch mehrjährig unter dem Durchschnitt des Sortiments. Die Sorte weist eine gute Kornqualität und hohe Vollgerstenanteile auf und ist gut durchschnittlich standfest. Die Resistenzen gegen Mehltau, Netzflecken, Rhynchosporium und Zwergrost sind überdurchschnittlich, jene gegen Ramularia aber leicht unterdurchschnittlich.
    Lexy (Breun/Hauptsaaten)
    Die im Jahr 2022 in das Berliner Programm aufgenommene Sorte steht heuer erstmals sowohl im Anbaugebiet „Hügelland Südost“ (AG 22) als auch im Anbaugebiet „Fränkische Platten“ (AG 21) in der Empfehlung. Sie lieferte am Standort Hartenhof und im zugehörigen Anbaugebiet unter-, am Standort Schraudenbach und im nördlichen Anbaugebiet deutlich überdurchschnittliche Kornerträge. Mehrjährig liegt sie jeweils im Mittel des Sortiments. Die Kornqualität und der Vollgerstenanteil sind gut. Die Körner zeigen nur eine geringe Neigung zum Aufspringen. Lexy ist gut durchschnittlich standfest und neigt weniger zum Ährenknicken. Die Resistenzen gegen Mehltau, Netzflecken und Rhynchosporium sind überdurchschnittlich, jene gegen Ramularia und Zwergrost aber nur durchschnittlich.

    Begrenzt empfohlen wird:

      RGT Planet (R2n/R.A.G.T.)
      Die einst stabil hoch ertragreiche Sorte rutschte im vorigen Jahr auf ein durchschnittliches Niveau ab, erzielte aber heuer an beiden Standorten wieder Spitzenerträge. Überregional und auch mehrjährig rangiert sie inzwischen im Mittelfeld. RGT Planet hat vom Berliner Programm nicht die Verarbeitungsempfehlung erhalten. Sie wird dennoch als Braugerste verwendet, und es werden Verträge für den Anbau angeboten. Diese sind auch abzuschließen, um die Vermarktung abzusichern. Die Sorte liefert gute Kornqualitäten und Vollgerstenanteile. Sie ist durchschnittlich standfest und neigt etwas weniger zum Ährenknicken. Die Resistenzen gegen Netzflecken, Ramularia und Zwergrost liegen im Durchschnitt, jene gegen Rhynchosporium leicht darüber.

      Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Sommergersten-Sorten 2024 finden Sie hier pdf 27 KB

      Sommerweizen

      Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:
      KWS Sharki (KWS Lochow)
      KWS Sharki erzielte im heurigen Jahr und auch mehrjährig an den süddeutschen Versuchsstandorten für eine E-Sorte typische Erträge in Höhe von 4 bis 5 % unter dem Durchschnitt des inzwischen mehrheitlich aus A-Sorten bestehenden Sortiments. Im vergangenen Jahr schnitt er noch etwas besser ab. KWS Sharki zeichnet sich durch gute bis sehr gute Rohproteingehalte und hohe Fallzahlen aus. Allerdings ist die Standfestigkeit schwach. Die Resistenz gegen Gelbrost ist mittel bis gut, jene gegen alle übrigen Krankheiten, inklusive Fusarium, jedoch nur durchschnittlich. Die Sorte ist laut Züchter auch als „Wechselweizen“ geeignet.
      Licamero (Secobra)
      Die A-Sorte erreichte heuer, nach einem schwächeren Ergebnis im Vorjahr, wieder die aus früheren Jahren gewohnten gut durchschnittlichen Erträge, bei gleichzeitig guten Rohproteingehalten und guten Backvolumina, aber nur durchschnittlichen Fallzahlen. Die Resistenzen gegen Mehltau, Gelbrost und Fusarium sind überdurchschnittlich. Zu beachten ist aber die erhöhte Anfälligkeit für Braunrost. Die Standfestigkeit ist nur mittel. Ein Anbau als „Wechselweizen“ ist laut Angaben des Züchters möglich.
      KWS Starlight (KWS Lochow)
      Auch dieser A-Weizen schnitt in den süddeutschen Anbaugebieten heuer ertraglich deutlich besser ab als im Vorjahr und erzielt damit mehrjährig nun wieder überdurchschnittliche Ergebnisse. Im Rohproteingehalt ist KWS Starlight etwas schwächer eingestuft als Licamero. Die Fallzahl und die Standfestigkeit der etwas später abreifenden Sorte sind durchschnittlich, die Resistenzen gegen Fusarium, Braun- und vor allem Gelbrost überdurchschnittlich. Etwas anfälliger ist die Sorte für Mehltau. Hervorzuheben ist die Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke, die hauptsächlich in Stoppelweizen auftreten kann.
      Speziell für den Anbau als „Wechselweizen“ mit Aussaat ab Anfang Dezember wird die qualitätsbetonte, aber im Ertrag unterdurchschnittlich eingestufte E-Sorte Lennox empfohlen.

      Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Sommerweizen-Sorten 2024 finden Sie hier pdf 23 KB

      Hafer

      Grundlage der Empfehlungen sind die LSV-Ergebnisse des Versuchsstandortes Buchdorf (südlicher Jura, Landkreis Donau-Ries).

      Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:

        Max (Bauer/IG Pflanzenzucht)
        Max ist seit Jahren die mit Abstand wichtigste Hafersorte auf Bayerns Feldern, die sich überregional konstant um den Ertragsdurchschnitt des Sortiments bewegt. Der Gelbhafer liefert aufgrund seines geringen bis sehr geringen Spelzenanteils gute bis sehr gute Kernerträge und hohe Hektolitergewichte und eignet sich daher auch gut als Schälhafer. Seine größte Schwäche liegt in der schlechten Standfestigkeit, so dass eine Behandlung mit CCC, wenn die Rispe im Halm fühlbar ist, sinnvoll sein kann. Bei Max reifen Korn und Stroh recht gleichmäßig ab.
        Lion (Nordsaat/Saaten-Union)
        Die Sorte mit gelber Spelzenfarbe liefert in den süddeutschen Anbaugebieten mehrjährig knapp durchschnittliche Kornerträge auf dem Niveau von Max, jedoch mit regional etwas größeren Schwankungen. Das Hektolitergewicht ist überdurchschnittlich, der Spelzenanteil sogar sehr gering eingestuft, so dass Lion als Schälhafer durchaus mit der Standardsorte Max vergleichbar ist. Er weist jedoch eine wesentlich bessere Standfestigkeit auf als diese Vergleichssorte.
        Magellan (Nordsaat/KWS Lochow)
        Der heuer erstmals in ganz Bayern zum Anbau empfohlene Gelbhafer brachte im Vorjahr am Versuchsstandort Buchdorf hervorragende Kornerträge, fiel dort heuer aber deutlich ab. Überregional und auch mehrjährig liegt er in den süddeutschen Anbaugebieten leicht über den schon länger empfohlenen Sorten. Das Hektolitergewicht ist gut durchschnittlich, der Spelzenanteil gering eingestuft. Somit ist Magellan noch als Schälhafer geeignet, erreicht aber nicht ganz das hohe Qualitätsniveau von Max oder Lion. Magellan ist im Wuchs etwas höher, woraus auch die nur durchschnittliche Standfestigkeit resultiert.

        Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Hafer-Sorten 2024 finden Sie hier pdf 21 KB