Sortenempfehlungen Körnerleguminosen Frühjahr 2024

Erbse bleibt wichtigste Körnerleguminose – Lupine und Sojabohne holen auf

Körnerleguminosen gelten nicht nur im ökologischen Landbau als große Bereicherung der Fruchtfolge. Ihr hoher Vorfruchtwert sowie die Förderung über Agrarumweltprogramme können helfen, die zum Teil schlechte Marktleistung auszugleichen.
Anders als in Bayern, wo inzwischen die Sojabohne die flächenmäßig wichtigste Körnerleguminose ist, hat in Mittelfranken nach wie vor die Futtererbse die größte Bedeutung. Ackerbohnen sind hier selten zu finden. Lupinen erfahren zunehmend Interesse seitens der Landwirte und haben mittlerweile die Ackerbohnen im Anbauumfang überholt. Die Ausweitung der Körnerleguminosen-Fläche in Bayern resultiert fast ausschließlich aus dem kontinuierlichen Anstieg des Sojaanbaus.

Futtererbsen

Grundlage der Empfehlungen sind die LSV-Ergebnisse der Versuchsstandorte Straßmoos (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) und Wolkshausen (Fränkischer Gau, Landkreis Würzburg).

Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:

    Alvesta (KWS Lochow)
    Die Sorte brachte am Versuchsstandort Straßmoos erneut unterdurchschnittliche Kornerträge, während sie in Wolkshausen auch heuer wieder gut abschnitt. Überregional in den süddeutschen Anbaugebieten rutschte sie in diesem Jahr in den unteren Bereich des Sortiments und kann jetzt auch mehrjährig nicht mehr ganz mit den anderen Sorten mithalten. Alvesta ist im Rohproteingehalt nur knapp durchschnittlich eingestuft. Die etwas kürzeren Pflanzen sind durchschnittlich standfest.
    Astronaute (Norddeutsche Pflanzenzucht/Saaten-Union)
    Astronaute erlangte heuer sowohl in Straßmoos als auch in Wolkshausen ein hervorragendes Ergebnis und schneidet somit auch überregional sehr gut ab. Der Rohproteingehalt und die Standfestigkeit sind durchschnittlich eingestuft.
    Orchestra (Norddeutsche Pflanzenzucht/Saaten-Union)
    Die Sorte musste heuer in Bayern aus der Prüfung genommen werden, da vom Züchter ein falsches Tausendkorngewicht angegeben wurde, woraus sich eine zu geringe Bestandesdichte ergab. Sie lieferte aber im Vorjahr an beiden Versuchsstandorten deutlich überdurchschnittliche Kornerträge. Dank des hohen Rohproteingehaltes liegt sie beim Rohproteinertrag unangefochten an der Spitze des Sortiments. Das etwas höhere Tausendkorngewicht wirkt sich zwar positiv auf den Kornertrag aus, führt aber andererseits zu erhöhten Saatgutkosten. Die Standfestigkeit von Orchestra ist unterdurchschnittlich.
    Symbios (Norddeutsche Pflanzenzucht/Saaten-Union)
    Die heuer neu empfohlene Sorte lieferte sowohl am Versuchsstandort Straßmoos als auch in Wolkshausen Spitzenerträge und liegt daher auch überregional und mehrjährig an der Spitze des Sortiments. Angesichts des als durchschnittlich eingestuften Rohproteingehaltes schneidet Symbios auch beim Rohproteinertrag sehr gut ab. Einziger Nachteil der Sorte ist die nur knapp durchschnittliche Standfestigkeit.

    Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Futtererbsen-Sorten 2024 finden Sie hier pdf 23 KB

    Ackerbohnen

    Grundlage der Empfehlungen sind die LSV-Ergebnisse des Versuchsstandortes Wolfsdorf (Landkreis Lichtenfels). Da der Versuch an dessen Nachfolgestandort Bayreuth im Jahr 2023 nicht auswertbar war, dient der Standort Oberhummel (Landkreis Freising) als Ersatz.

    Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:

      Birgit (Petersen Saatzucht/Saaten-Union)
      Birgit lieferte heuer am Standort Oberhummel einen sehr guten Kornertrag, nachdem sie im Vorjahr in Wolfsdorf nur unterdurchschnittlich abschnitt. Dadurch liegt sie zwar heuer überregional im vorderen Bereich des Sortiments, verfehl in der mehrjährigen Auswertung jedoch knapp den Durchschnitt. Die Sorte weist außer der leicht überdurchschnittlichen Resistenz gegen Schokoflecken keine Besonderheiten auf.
      Allison (Norddeutsche Pflanzenzucht/Saaten-Union)
      Die heuer neu empfohlene Sorte führt am Standort Oberhummel mit weitem Abstand das Sortiment an. Überregional und – wegen enttäuschender Erträge im Vorjahr auch mehrjährig – liegt sie jedoch nur im Durchschnitt des Sortiments. Ihr Rohproteingehalt ist durchschnittlich. Als Vicin- und Convicin-arme Sorte gilt sie im Segment Geflügelfütterung als Nachfolgerin für die nicht mehr empfohlene Sorte Tiffany.

      Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Ackerbohnen-Sorten 2024 finden Sie hier pdf 70 KB

      Sojabohnen

      Grundlage der Empfehlungen sind die LSV-Ergebnisse des Versuchsstandortes Großaitingen (Landkreis Augsburg).
      Die ein- und mehrjährige Verrechnung des Rohproteinertrages über die normalen Lagen der Anbaugebiete Süddeutschlands und somit auch die aktualisierten Sorteneinstufungen beim Rohproteingehalt liegen noch nicht vor; daher sind hierfür aktuell nur die Daten aus dem Vorjahr verfügbar.

      Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen, wobei sich diese Sorten alle in den Bonituren der Reifetage mehrjährig als ausreichend frühreif erwiesen haben:

        ES Comandor (Lidea)
        Die Sorte lieferte sowohl heuer am Standort Großaitingen als auch im vorigen Jahr am Ersatz-Standort Oberhummel überdurchschnittliche Kornerträge. Überregional schneidet sie heuer schlechter ab, liegt aber mehrjährig noch immer im Mittel des Sortiments. Auch Rohproteingehalt, Höhe des Hülsenansatzes, Pflanzenlänge, Standfestigkeit und Reifeverzögerung liegen im Durchschnitt.
        Adelfia (Saatbau Linz/IG Pflanzenzucht)
        Adelfia bewies auch heuer wieder ihr hohes Ertragspotenzial. Mehrjährig bringt sie den höchsten Kornertrag aller empfohlenen Sorten. Sie ist etwas kürzer im Wuchs, aber dennoch nur durchschnittlich standfest. Bei Adelfia reifen Hülsen und Restpflanze recht gleichmäßig ab.
        Merlin (Saatbau Linz)
        Merlin gilt innerhalb des Prüfsortimentes als diejenige Sorte mit der frühesten Abreife. Sie fällt zwar unter günstigen Klimabedingungen ertraglich öfters deutlich ab, wird dafür aber auch unter den – verglichen mit Unterfranken – kühleren Klimabedingungen Mittelfrankens sicher reif. Überraschenderweise erzielte sie nun in den vergangenen drei Jahren an den Standorten Großaitingen bzw. Oberhummel stets hervorragende, weit überdurchschnittliche Kornerträge, wenngleich sich dies bei der überregionalen und mehrjährigen Verrechnung anders zeigt. Der Rohproteingehalt und die Standfestigkeit sind unterdurchschnittlich. Die Saatstärke sollte bei Merlin eher im oberen Bereich der Empfehlung, also bei ca. 70 Körnern/m², liegen, um das geringere Verzweigungsvermögen der Sorte auszugleichen.
        Galice (Die Saat/Delley)
        Die Sorte liefert lokal und auch überregional heuer und auch mehrjährig überdurchschnittliche Kornerträge. Galices größter Pluspunkt ist der überdurchschnittlich hohe Hülsenansatz, der den Mähdrusch deutlich erleichtert bzw. die Hülsenverluste reduziert. Die Einstufung bei der Standfestigkeit ist durchschnittlich, jene beim Rohproteingehalt jedoch nur unterdurchschnittlich.
        ES Collector (Lidea)
        Die für die Aussaat 2024 erstmals für ganz Mittelfranken empfohlene Sorte schnitt zwar im Vorjahr am Ersatz-Standort Oberhummel ertraglich nur unterdurchschnittlich ab, erzielte aber heuer am Standort Großaitingen und auch überregional ein sehr gutes Ergebnis. Sie weist etwas höher sitzende Hülsen auf und ist länger im Wuchs. In allen anderen Eigenschaften ist sie durchschnittlich eingestuft.

        Begrenzt nur für sehr günstige Lagen (beispielsweise im Uffenheimer Gau) empfohlen werden:

          Cantate PZO (Franck/IG Pflanzenzucht)
          Cantate PZO konnte heuer am Standort Großaitingen ihr sehr gutes Vorjahresergebnis am Standort Oberhummel nicht ganz wiederholen. Am unterfränkischen Standort Wolkshausen (Landkreis Würzburg) sowie auch überregional und mehrjährig liegt sie im Durchschnitt des Sortiments. Aus dem überdurchschnittlichen Rohproteingehalt resultieren hohe Rohproteinerträge. Die Pflanzen sind zwar etwas höher im Wuchs, aber dennoch durchschnittlich standfest. Der Hülsenansatz sitzt überdurchschnittlich hoch. Die Abreife der Restpflanze ist leicht verzögert.
          Alicia (Probstdorfer Saatzucht/Deutsche Saatgut)
          Die Sorte steht dank ihrer stabil sehr guten Kornerträge, sowohl an den etwas ungünstigeren Standorten Großaitingen bzw. Oberhummel als auch am Gunststandort Wolkshausen, heuer neu in der Empfehlung für die günstigen Lagen. Alicia ist in allen relevanten Eigenschaften durchschnittlich, aber bei der Höhe des Hülsenansatzes überdurchschnittlich eingestuft.

          Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Sojabohnen-Sorten 2024 pdf 28 KB

          Weiße Lupinen

          Grundlage der Empfehlungen sind die SV-Ergebnisse des Versuchsstandortes Oberhummel (Landkreis Freising).
          Die Versuchsergebnisse früherer Jahre zeigten eindrucksvoll, dass nur Sorten mit einer guten Toleranz gegenüber der wichtigen Krankheit Anthraknose für den Anbau empfohlen werden können. Deshalb wurde das bisher recht umfangreiche Versuchssortiment auf solche Sorten reduziert. Hierbei erwiesen sich vor allem Celina (DSV) und Frieda (DSV) als ausreichend widerstandsfähig, wobei sich für die menschliche Ernährung aufgrund ihres etwas niedrigeren Alkaloid-Gehaltes Frieda besser eignet, während für die Verfütterung auch Celina in Frage kommt.