Sortenempfehlungen Wintertriticale und Winterroggen Herbst 2023

Versuchsernte

Kulturen passen auf viele Standorte

Viele überwiegend leichte Standorte im fränkischen Trockengebiet sind für Wintertriticale oder -roggen wesentlich besser geeignet als für Winterweizen. Während der Triticale fast ausschließlich als Kraftfutter in der tierischen Veredelung dient, kann Roggen sowohl als Brot-, zunehmend aber auch als Futtergetreide in der Schweinemast verwendet werden.
In Mittelfranken stehen zwei Landessortenversuche zum Wintertriticale, nämlich in Großbreitenbronn und in Bieswang, sowie ein Landessortenversuch zum Winterroggen in Großbreitenbronn.

Wintertriticale:

Der Versuch am Standort Großbreitenbronn (leichte bis mittlere Keuperlage, Nähe Triesdorf) wurde nach Vorfrucht Silomais am 7.10.2022 pfluglos in ein feines, sandiges und feuchtes Saatbett gesät und lief sehr rasch auf. Die Entwicklung im milden, mäßig feuchten und lange Zeit frostfreien Herbst verlief sehr zügig, so dass der Bestand schon vor dem Winter kräftig bestockte. Er überstand den Winter schadlos. Die feuchte Witterung im Frühjahr ließ den Krankheitsdruck mit Rhynchosporium, Mehltau und – ganz vereinzelt – Gelbrost schon frühzeitig ansteigen, weshalb in Stufe 2 eine Fungizid-Vorlage erfolgte. Die danach einsetzende Trockenheit verlangsamte jedoch die weitere Ausbreitung der Blattkrankheiten, so dass die Fungizid-Nachlage auf einen weitgehend gesunden Blattapparat traf. In der unbehandelten Stufe 1 konnte sich Rhynchosporium allerdings bis auf das Fahnenblatt ausbreiten.

Trockenheit und hohe Temperaturen in den Monaten Juni und Juli ließen den Bestand rasch und gleichmäßig abreifen. Die Druschreife war um den 20. Juli erreicht. Zu diesem Zeitpunkt trat weder in der einmalig mit einem Wachstumsregler behandelten Stufe 2 noch in der unbehandelten Stufe 1 Lager auf. Erst während der sich dann anschließenden langanhaltenden Schlechtwetterperiode gingen viele Parzellen ins Lager.

Aus Kapazitätsgründen konnte der Versuch erst zum Ende dieser Schlechtwetterperiode hin am 12.8.2023 gedroschen werden und erbrachte in der unbehandelten Stufe 1 einen Durchschnittsertrag von nur 59,1 dt/ha. Die einmal mit einem Wachstumsregler und zweimal mit Fungiziden behandelte Stufe 2 erzielte bloß einen mäßigen Mehrertrag und brachte es auf 63,5 dt/ha, was nicht zur Deckung des zusätzlichen Pflanzenschutzaufwandes reichte. Es entstand ein Mindererlös von 86 €/ha. Das langjährige Ertragsmittel dieses Standortes wurde um sage und schreibe 27 dt/ha unterschritten.

Der Versuch am Standort Bieswang (auf dem Jura, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) konnte – trotz vollem Einsatz der Versuchsmannschaft, auch an Wochenenden – leider nicht mehr vor dem Beginn der langanhaltenden Schlechtwetterperiode geerntet werden. In der Folge entstand bei den lagernden Parzellen starker Auswuchs. Böiger Wind hatte zudem zu Kornverlusten in nennenswertem Umfang geführt. Der Versuch wurde daher nicht mehr beerntet. Als Grundlage für die Sortenberatung dienen ersatzweise die Ergebnisse des Standortes Hartenhof (Landkreis Neumarkt).

Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:

Lombardo (Lantmännen/Syngenta)

Die langjährig empfohlene Sorte liegt sowohl im Anbaugebiet „Fränkische Platten“ (AG 21) als auch im Anbaugebiet „Jura/Hügelland“ (AG 23) ertraglich mehrjährig noch immer an der Spitze des Sortiments. Im heurigen Jahr schnitt er an den regionalen Versuchsstandorten wie auch überregional schwächer ab. Lombardo ist sehr winterhart und gut durchschnittlich standfest. Die Blattgesundheit ist gut, mit Ausnahme von Braunrost. Größtes Manko ist die nur durchschnittlich eingestufte Fusarium-Resistenz, weshalb nach Mais eine Pflugfurche und gegebenenfalls eine gezielte Fusarium-Spritzung in der Blüte zu empfehlen sind.

Cedrico (Lantmännen/Syngenta)

Das schlechte Ergebnis am Standort Großbreitenbronn im vorigen Jahr in Stufe 2 lag in großen Bodenunterschieden innerhalb der Versuchsfläche begründet. Im heurigen Jahr schnitt die standfeste Sorte dort wieder etwas besser ab, erzielte jedoch an beiden Versuchsstandorten und auch überregional nur knapp durchschnittliche Ergebnisse. Cedrico zeichnet sich durch sein breites Resistenzspektrum, inklusive Fusarium, aus. Einzige Schwachstelle ist die nur unterdurchschnittliche Resistenz gegen Mehltau, der in der Bestandesführung intensiv zu überwachen ist. Cedrico eignet sich von allen empfohlenen Sorten am ehesten zum pfluglosen Anbau nach Mais.

Ramdam (Breun/Limagrain)

Ramdam brachte heuer im Anbaugebiet „Fränkische Platten“ (AG 21) gut durchschnittliche Ergebnisse. Im Anbaugebiet „Jura/Hügelland“ (AG 23) schnitt er sogar sehr gut ab. Mehrjährig liegt er im Mittel des Sortiments. Die Sorte ist im Wuchs deutlich länger als die anderen empfohlenen Sorten, bei allerdings nur durchschnittlicher Standfestigkeit. Sie ist damit nicht nur zur Körner-, sondern auch zur Ganzpflanzensilage-Nutzung geeignet, gilt also als „Zweinutzungssorte“. Ihre Blattgesundheit ist durchwegs gut, bei Braunrost sogar sehr gut. Allerdings ist Ramdam gegen Fusarium nur durchschnittlich resistent.

Rivolt (Intersaatzucht/Secobra)

Rivolt brachte heuer in beiden Anbaugebieten weit überdurchschnittliche Erträge. Mehrjährig liegt er gleichauf mit den anderen Empfehlungssorten. Die nur durchschnittliche Standfestigkeit muss bei der Bestandesführung beachtet werden. Rivolt ist sehr blattgesund, insbesondere bei Mehltau und Braunrost, zeigt aber bei Gelbrost im Vergleich zu den anderen empfohlenen Sorten leichte Schwächen. Hervorzuheben ist seine unterdurchschnittliche Anfälligkeit für Fusarium.

Sortenspezifische Anbauhinweise (z. B. zur Saatstärke) zu den schon länger empfohlenen Wintertriticale-Sorten stehen im aktuellen Versuchsberichtsheft „Integrierter Pflanzenbau“ („Grünes Heft“) auf Seite 50.

Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Wintertriticale-Sorten 2023 finden Sie hier pdf 27 KB

Die ausführlichen Versuchsergebnisse aus den Landessortenversuchen, die Sortenbeschreibung sowie weitere Informationen finden Sie bei der LfL:

Wintertriticale - LfL Externer Link

Zur gezielten Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) werden die Sorten Tender PZO, Trimasso und Allrounder PZO empfohlen.

Winterroggen:

Der Versuch stand in Großbreitenbronn auf dem gleichen Schlag wie der LSV Wintertriticale. Aufgrund starken Lagers war eine Ernte zeitgleich mit dem Triticale jedoch nicht möglich. Der rasant voranschreitende Auswuchs machte den Drusch und eine Auswertung unmöglich, weshalb der Versuch unbeerntet abgebrochen werden musste. Als Grundlage für die Sortenberatung dienen die Ergebnisse aus dem Vorjahr sowie die überregionale Verrechnung.

Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:

KWS Serafino (KWS Lochow)

Die Hybridsorte wird aufgrund ihres mehrjährig hohen Ertragsniveaus empfohlen, wenngleich sie im vorletzten Jahr am Standort Großbreitenbronn aus unerklärlichen Gründen enttäuschte. Die Blattgesundheit bei Rhynchosporium und Braunrost ist gut bzw. durchschnittlich. Bei der Anfälligkeit für Mutterkorn verfügt KWS Serafino über eine gute Einstufung. Diese ist vor dem Hintergrund der bevorstehenden Absenkung des Höchstgehaltes für Mutterkorn-Sklerotien in unverarbeitetem Roggen von derzeit 0,5 auf 0,2 µg/kg ab 1. Juli 2024 mit entscheidend für eine weitere Anbau-Empfehlung. Die Standfestigkeit ist nur knapp durchschnittlich und die Fallzahl sehr hoch. Der Züchter empfiehlt die Aufteilung der N-Düngung auf nur zwei Gaben und den Verzicht auf eine Spätdüngung.

KWS Tutor (KWS Lochow)

Die heuer neu empfohlene Hybridsorte lag im vorigen Jahr am Standort Großbreitenbronn ertraglich deutlich unter KWS Serafino und erreicht heuer auch überregional und mehrjährig nicht ganz dessen Niveau. Sie zählt damit zu den ertragsschwächeren Sorten unter den Hybriden. Angesichts der schon genannten Absenkung des Höchstgehaltes für Mutterkorn-Sklerotien zur nächsten Ernte rückt jedoch die Einstufung beim Mutterkornbefall an die erste Stelle der Auswahlkriterien zur Sortenwahl. Und hier besitzen unter den geprüften Hybridsorten nur KWS Tutor und KWS Serafino die Einstufung „gut“. KWS Tutor ist etwas standfester und etwas kürzer als KWS Serafino, weist aber eine geringere Fallzahl auf. Der Züchter empfiehlt eine Saatstärke von 180-240 Körnern/m².

SU Bebop (Hybro/Saaten-Union)

Der ebenfalls neu in der Empfehlung stehende SU Bebop liegt auf einem für eine Populationssorte akzeptablen Ertragsniveau, zwar deutlich unter den Hybridsorten, aber dennoch um rund sechs Prozentpunkte über der bisherigen Standardsorte Dukato. Er ist relativ langstrohig mit nur durchschnittlicher Standfestigkeit, aber leicht überdurchschnittlicher Fallzahl. Gegen Rhynchosporium und Braunrost ist er gut durchschnittlich resistent. Er ist wenig anfällig für Mutterkorn. Als Saatstärke empfiehlt der Züchter 220-280 Körner/m².

Sortenspezifische Anbauhinweise (z. B. zur Saatstärke) zu den schon länger empfohlenen Winterroggen-Sorten stehen im aktuellen Versuchsberichtsheft „Integrierter Pflanzenbau“ („Grünes Heft“) auf Seite 41.

Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Winterroggen-Sorten 2023 pdf 24 KB

Die ausführlichen Versuchsergebnisse aus den Landessortenversuchen, die Sortenbeschreibung sowie weitere Informationen finden Sie bei der LfL:

Winterroggen - LfL Externer Link

Zur gezielten Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS) werden die Sorten Helltop, KWS Progas und Astranos empfohlen.