Sortenempfehlungen Winterraps Herbst 2023

Rapsblüte

Winterraps - ein wertvoller Bestandteil vieler Fruchtfolgen

Als reine Verkaufsfrucht nimmt in Mittelfranken der Winterraps eine wichtige Rolle ein. Er trägt nicht nur zum finanziellen Ergebnis vieler Marktfruchtbetriebe bei, sondern stellt in Getreide-betonten Fruchtfolgen häufig auch die einzige Blattfrucht dar.
Der für Mittelfranken relevante Landessortenversuch zu Winterraps steht in Weiterndorf.

Standort Weiterndorf

Die Aussaat am Standort Weiterndorf (gute Keuperlage bei Heilsbronn, Landkreis Ansbach) erfolgte pfluglos am 24.8.2022 in ein feuchtes, feinkrümeliges Saatbett. Der Bestand lief zügig auf, entwickelte sich jedoch aufgrund hoher, nur unzureichend verteilter Spreumengen von der Vorfrucht Winterweizen zunächst recht ungleichmäßig. Dennoch wurden vor dem Winter noch ausreichende Pflanzenzahlen erreicht. Um die schon weiter entwickelten Pflanzen vor Auswinterung zu schützen, erfolgte im Herbst eine Fungizidanwendung mit wachstumsregulatorischer Wirkung.

Die Insektizidspritzung gegen den Rapserdfloh erfasste auch den Schwarzen Kohltriebrüssler. Der Versuch überstand den milden Winter ohne Schäden. Trotz Einstufung des Versuchsfeldes als „Rotes Gebiet“ wurde gemäß einer bayernweiten Absprache der Versuchszentren bezüglich der Landessortenversuche zu Winterraps, wie auch zu Winterweizen, diesmal letztmals keine Reduzierung der Stickstoffdüngung vorgenommen. Man ging bisher davon aus, dass auch die Praktiker in der Regel bei Raps keine Kürzung vornehmen und stattdessen eher die Düngung von z. B. Gerste oder Mais reduzieren werden.

Im Frühjahr genügte eine Insektizidmaßnahme gegen Stängelschädlinge, da sich der Zuflug von Rapsglanzkäfern dank des nass-kühlen Wetters bis zum Blühbeginn verzögerte und daher keine Bekämpfung dieses Schädlings mehr nötig war. Unter diesen Witterungsbedingungen konnte sich der Bestand gut verzweigen und glich auch die im Herbst schwächer entwickelten Teilbereiche aus. Die hohe Bodenfeuchtigkeit vor und wiederholte Niederschläge während der Blüte rechtfertigten eine Blütenspritzung gegen Sclerotinia. Die im Mai einsetzende Trockenheit ließ den Bestand sehr schnell abreifen, so dass die Körner sich nicht voll ausbilden konnten. Vor allem deshalb unterschritt der Ertrag mit durchschnittlich 52,0 dt/ha bei der Ernte am 18.7.2023 das langjährige Ertragsmittel dieses Standortes um 2 dt/ha.

Sortenempfehlung

Für das Anbaugebiet „Fränkische Platten, Jura“ (AG 9) werden folgende Sorten zum Anbau empfohlen, wobei es sich ausschließlich um Hybridsorten handelt:

Ambassador (Limagrain)

Nach einem knapp durchschnittlichen Ertragsergebnis am Standort Weiterndorf im vorigen Jahr schnitt Ambassador heuer wieder sehr gut ab. Überregional liegt die Sorte heuer sowohl im Kornertrag als auch in der Marktleistung weit unter dem Durchschnitt des Sortiments. Leichte Schwächen zeigt sie im Ölgehalt, in der Standfestigkeit und bei der Anfälligkeit für Sclerotinia. Die Sorte weist eine Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) auf. Weil das Auftreten dieses von Läusen übertragenen Virus‘ im Voraus nicht abzuschätzen ist, stellt die Wahl einer resistenten Sorte eine Absicherung dar. Ambassador eignet sich für alle Standorte und bevorzugt mittlere bis späte Saattermine.

Otello KWS (KWS Lochow)

Otello KWS erreichte heuer am Standort Weiterndorf erneut einen hohen Kornertrag. Auch im Anbaugebiet „Fränkische Platten, Jura“ (AG 9) liefert die Sorte stabil sehr hohe Erträge und – dank ihres durchschnittlichen Ölgehaltes – auch sehr hohe Marktleistungen. Die etwas später abreifende Sorte ist durchschnittlich standfest und überdurchschnittlich resistent gegen Phoma. Sie gedeiht auf allen Standorten und sollte nicht zu früh gesät werden.

Daktari (DSV/Rapool)

Die Sorte schneidet sowohl regional als auch überregional ertraglich durchschnittlich ab. Trotz ihrer gut durchschnittlichen Ölgehalte liegt sie in der Marktleistung nur unwesentlich über dem Durchschnitt des Sortiments. Sie ist auch in den sonstigen Eigenschaften durchwegs durchschnittlich eingestuft, besitzt aber, ebenso wie Ambassador, eine Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus. Die Anbauempfehlung gilt für alle Standorte. Sowohl allzu frühe als auch allzu späte Saattermine sollten gemieden werden.

LG Activus (Limagrain/BayWa)

LG Activus unterscheidet sich weder im Ertrag noch in der Marktleistung oder in den sonstigen Eigenschaften wesentlich von Daktari und besitzt auch die Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus. Die Sorte ist für frühe bis mittlere Saattermine auf mittleren Böden geeignet.

Allesandro KWS (KWS Lochow)

Die Sorte belegt in Weiterndorf auch heuer wieder den Spitzenplatz im Kornertrag und in der Marktleistung und liegt auch überregional und mehrjährig im vordersten Bereich. Allesandro KWS weist eine unterdurchschnittliche Standfestigkeit auf und wird etwas später reif. Er bevorzugt mittlere bis späte Saattermine und passt auf alle Standorte.

DK Expansion (Bayer)

Die Sorte lieferte heuer am Standort Weiterndorf erneut einen sehr guten Kornertrag. Überregional und mehrjährig bringt DK Expansion eher durchschnittliche Erträge. Bei der Marktleistung schneidet die Sorte meist auf ähnlichem Niveau wie beim Kornertrag ab. DK Expansion reift etwas später ab, hat Schwächen in der Standfestigkeit und bei der Anfälligkeit für Sclerotinia, ist aber gut resistent gegen Phoma. Die Sorte ist für alle Standorte geeignet und bevorzugt mittlere bis späte Saattermine

Kohlhernie-Standorte

Nur für Standorte mit nachgewiesenem oder vermutetem Kohlhernie-Befall wird die erst einjährig geprüfte Kohlhernie-resistente Sorte Crossfit (DSV/BASF) empfohlen. Sie lieferte heuer am Standort Weiterndorf einen Relativertrag von 92. Alternativ können auch noch Restbestände der Sorte Croozer (Norddeutsche Pflanzenzucht/Rapool) aufgebraucht werden, die aber nicht mehr im Versuch stand. Für beide Sorten werden mittlere bis späte Saattermine empfohlen.