Ernte 2023 - was ist drin?
Futteruntersuchung der Mais- und Grassilagen aus Mittelfranken

Kühe beim Fressen Mischration mit Mais- und Grassilage

Im LKV-Labor in Grub wurden bisher 250 Maissilage- und 350 Grassilageproben aus Mittelfranken untersucht. Mit durchschnittlich 6,9 MJ NEL je kg Trockenmasse hat die Maissilage eine gute Qualität. Bei der Grassilageernte zum 1. Schnitt war es letztes Jahr schwierig, ein geeignetes Erntefenster zu finden, die Inhaltsstoffe weisen eine hohe Spannweite auf.

Lange sah es letztes Jahr so aus, als würden wir wieder ein extremes Trockenjahr mit Futterknappheit erwarten. Gerade rechtzeitig zur Kolbenbildung und Stärkeeinlagerung beim Silomais kam der Regen. Auch die Wiesen erholten sich und es konnten noch gute Schnitte geerntet werden.

Maissilage

Durch die Trockenheit war die Restpflanze meist niedriger und brachte somit weniger Masse als in guten Jahren. Durch die Niederschläge im Sommer wurde meist ein höherer Kolben bzw. Kornanteil in den Maissilagen und somit gute Energie- und Stärkegehalte erreicht.
Für die Tabelle wurden die Futteruntersuchungsergebnisse nach Energiegehalt (MJ NEL je kg T) sortiert und dann wie in den Spaltenüberschriften benannt ausgewertet.

Maissilagen Mittelfranken 2023
Maissilageje kg TMunteres ViertelMittelwertoberes Viertel
TM - Gehalt%343637
Rohascheg353332
Rohproteing787879
nXPg132136139
RNBg-9-9-10
Rohfaserg201180162
aNDFomg412380352
ADFomg240216195
Stärkeg297339376
Zuckerg212222
ME WiederkäuerMJ10,911,311,6
NELMJ6,66,97,1

Bisher wurden 251 Maissilageproben im LKV-Labor in Grub untersucht. Der Stärkegehalt liegt im Mittel bei 339 g/kg TM und somit über dem Orientierungswert von 320 g/kg TM. Der Energiegehalt übertrifft im Mittel den Zielwert von mehr als 6,6 MJNEL/kg TM. Im Mittel liegen die Silagen mit 6,9 MJ NEL/kg TM um 0,5 MJ NEL/kg T über dem Wert von 2022. Das obere Viertel erreicht sogar einen Wert von 7,1 MJ NEL. Entscheidend dafür, dass die Energie von den Tieren genutzt werden kann, ist die Kornzerkleinerung. Die Körner müssen gut zerteilt, am besten wie geschrotet sein.

Herausforderung Rationsplanung:

Der deutlich höhere Stärke- und Energiegehalt muss in der Fütterung berücksichtigt werden. Bei der Umstellung auf den diesjährigen Mais kann in den meisten Fällen der Kraftfutteranteil reduziert werden.

Besonders zu beachten ist der Anteil von Zucker und pansenverfügbarer Stärke, dieser sollte bei Milchkühen nicht über 25% liegen. Je länger die Maissilage lagert, desto höher wird der Anteil an pansenverfügbarer Stärke. Es kann deshalb notwendig sein bzw. werden, einen Teil des Getreides in der Ration durch Futtermittel mit mehr pansenstabiler Stärke (Körnermais, Trockenschnitzel) zu ersetzten.

Grassilage

Aufgrund der häufigen Niederschläge im Frühjahr wurden viele Silagen beim ersten Schnitt nicht zum optimalen Zeitpunkt geerntet. Ein frühes Erntefenster lag um den 5. Mai herum. Wer dieses nicht nutzen konnte, hatte erst 10 Tage später wieder die Gelegenheit zum Silieren.
In folgender Tabelle wurden die Einzelproben (rund 200 Proben) nach Energiegehalt sortiert und daraus das obere (bessere) Viertel und das untere Viertel gebildet.

Grassilage 1. Schnitt Mittelfranken 2023
Grassilageje kg TMunteres ViertelMittelwertoberes Viertel
TM - Gehalt%333331
Rohascheg102102105
Rohproteing113127146
nXPg110121132
RNBg012
Rohfaserg308282245
aNDFomg544501445
ADFomg354322281
Zuckerg182533
ME WdkMJ8,59,210,1
NELMJ4,95,46,0
FKADmeq407408378

Die früher geschnittenen Silagen haben meist gute Qualitäten. Die späteren brachten zwar mehr Masse, aber weniger Energie und Eiweiß aufgrund der älteren Pflanzenbestände und des höheren Rohfasergehaltes. Die angestrebten Zielwerte von 160 g RP /kg TM und 6,1 MJ NEL/kg T wurden bei den meisten Silagen nicht erreicht.

In folgender Tabelle sind die Grassilagen vom ersten und den Folgeschnitten gegenübergestellt. Das Frühjahr 2023 war geprägt von häufigen Niederschlägen. Darauf folgte eine extreme Trockenheit. Der erste und zweite Schnitt sind sich von den Werten her sehr ähnlich: Im Mittel älteres Futter mit knappen Energie- und Eiweißgehalten. Die langersehnten Niederschläge im Sommer brachten dann zum einen Erleichterung, was die zu erwartenden Futtermengen angeht, und zum anderen auch Silagen mit guten Eiweißgehalten.
Ein Teil der Proben wurden auch auf Mineralstoffe und Spurenelemente untersucht werden. Auch hier treten große Spannweiten auf.

Überblick der Grassilagen 2023
Grassilagen 2023Energiegehalt in1. Schnitt2. Schnitt3. Schnittab 4. Schnitt
Trockenmasse g/kg FMg328372345
Rohasche (XA)g10291115119
Rohprotein (XP)g127132162166
Rohfaser (XF)g282271259242
Zucker (XZ)g26472216
aNDFomg501502479448
ADFomg323316308288
Nutzbares Rohprotein (nXP)g120123127130
Ruminale N-Bilanz (RNB)g1166
Umsb. Energie Wiederk. (ME)MJ9,29,49,39,6
Netto-En. Lakt. (NEL)MJ5,45,65,55,7
Kalzium (Ca)g5,46,18,58,8
Phosphor (P)g4,4455
Natrium (Na)g0,30,40,40,5
Magnesium (Mg)g2,22,33,33,3
Kalium (K)g30272828
Chlor (Cl)g7,47,19,210,2
Schwefel gesamt (S)g2,42,73,43,7
Eisen (Fe)mg495176797920
Kupfer (Cu)mg7,57,79,68,8
Zink (Zn)mg37375647
Mangan (Mn)mg988391109
Kationen-Anionen-Bil. Rind (DCAB)mq409341247219

Mineralstoffgehalte in den Silagen und die Fütterung der trockenstehenden Kühe

Mineralstoffgehalte in den Silagen und die Fütterung der trockenstehenden Kühe

Besondere Bedeutung für die Milchfieberprophylaxe haben der Kalium- und Kalziumgehalt. Eine kalzium- und kaliumarme Fütterung in der letzten 3 Wochen der Trockenstehzeit regt die Kalziummobilisation aus dem Skelett an und beugt dem Auftreten von Milchfieber vor.

Eine weitere Möglichkeit ist das Einstellen der Ration auf eine für Trockensteher optimale Futter-Kationen-Anionen-Bilanz (FKAD), im englischen abgekürzt als DCAB. In diese Kenngröße fließen die Elemente Natrium, Kalium, Chlor und Schwefel ein. Als Ziel gilt drei Wochen vor der Kalbung eine FKAD von maximal 100 bis 200 Milliäquivalent (meq) pro kg TM bei einem Kalziumgehalt von max. 6 g/kg TM.
Für melkende Kühe sollte die FKAD bzw. DCAB auf mindestens 150 meq/kg TM eingestellt werden. Maissilagen haben in der Regel niedrigere Werte als Grassilagen.
Angesichts der Schwankungsbreite in den Silagen und der Bedeutung der o.g. Elemente für die Milchfieberprophylaxe kommt der Mineralstoffuntersuchung des Grundfutters und der genauen Berechnung der Rationen eine große Bedeutung zu für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere.

Eine Untersuchung der eingesetzten Silagen und eine darauf aufbauende Rationsberechnung ist die Voraussetzung für eine bedarfsgerechte und kostenbewusste Rinderfütterung.

Grüner Montagabend am 26. Februar ab 19.30 Uhr
Grünland im Milchviehbetrieb optimal nutzen: Bewirtschaftung, Silierung und Fütterung