Die Rotbuche – Baum des Jahres 2022

Buche

Foto: Christine Achhammer

Seit dem Jahr 1989 ruft die Dr. Sylvius Wodarz Stiftung alljährlich den Baum des Jahres aus. Der Baum des Jahres 2022 ist die Rotbuche.

In den natürlichen Waldgesellschaften Mitteleuropas ist sie die dominierende Baumart und auch in Bayern ist sie die häufigste Laubbaumart. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit kommt sie auf den meisten Standorten Bayerns gut zurecht und kann, in Zeiten des Klimawandels, auch weiterhin zum Anbau empfohlen werden.

Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Buche erstreckt sich vom Atlantik im Westen bis zum Schwarzen Meer im Osten und vom Süden Skandinaviens bis Sizilien.

Anbaurisiko

Das Klima Bayerns liegt im Buchenoptimum. Aus diesem Grund ist die Buche auch so konkurrenzstark gegenüber lichtbedürftigeren Arten wie der Eiche. Im Zuge des Klimawandels wird sie auch weiterhin in großen Teilen Bayerns für den Anbau geeignet sein, jedoch machen auch der Buche die erhöhten Temperaturen und die Trockenheit zu schaffen. Besonders in den wärmsten und trockensten Gebiete Bayerns, wie der Fränkischen Platte (bei Würzburg), wird zukünftig die Eignung eingeschränkt sein. Als Baumart des Bergmischwaldes wird die Buche zukünftig auch verstärkt in die kühleren Gebirgslagen vordringen und sich dort weitere Gebiete erschließen.

Waldbau

Die Buche ist eine wertvolle ökologische Art und spielt bei der Umwandlung der oft nadelholzlastigen Reinbestände in klimatolerante Mischbestände eine entscheidende Rolle. Vorteil der Buche ist, dass sie äußerst schattentolerant ist und deshalb schon sehr früh in Fichten- und Kieferbestände eingebracht werden kann. Zudem ist sie äußerst verjüngungsfreudig und auf fast allen Standorten eine produktive Baumart.

Holzverwendung

Die Buche findet in vielerlei Hinsicht Verwendung. Aus den schlechteren Qualitäten des Stammholzes wird die sogenannte „Baubuche“ gewonnen. Hieraus wird Brettschichtholz für den Bau hergestellt. Des Weiteren kann Parkett oder Spielzeug aus Buche hergestellt werden. Das Holz der Buche ist besonders schwer und hart und ermöglicht deshalb hohe Beanspruchungen. Aus den besseren Qualitäten werden Möbel oder Furnier gefertigt. Besonders beliebt ist auch das Industrieholz. Denn Holzfaserstoffe der Buche liefern den Zellstoff für Viskosefasern der Textilindustrie und tragen dabei zur Herstellung von nachhaltiger Mode bei. Natürlich wird die Buche auch als Brenn- oder Energieholz verwendet.

Waldschutz

Hinsichtlich des Waldschutzrisikos ist die Buche bislang noch recht unauffällig. Unter den rindenbrütenden Insekten hat der Buchen-Prachtkäfer eine zunehmende, oft unterschätzte Bedeutung. Insbesondere diese Art profitiert von sommerlichen Trockenphasen und ist häufig ursächlich für Zopftrocknis. Rindenbrütende Borkenkäfer sind dagegen bislang von untergeordneter Bedeutung (Buchenborkenkäfer und Kleiner Buchenborkenkäfer). Anfällig ist die Buche außerdem gegenüber Schäden durch Sonnenbrand.

Waldnaturschutz

Der Erhalt von Biotopbäumen und stehendem Starktotholz steht aus naturschutzfachlicher Sicht bei der Buche im Vordergrund, denn bei hohem Höhlen- und Nischenangebot treten die verschiedensten Vogelarten in Erscheinung, wie beispielsweise der Schwarzspecht, der Waldkauz oder die Hohltaube.
Kein anderer Laubbaum Mitteleuropas ist mit so vielen Pilzarten vergesellschaftet wie die Buche und für fast 30 pflanzenfressende Käferarten und über 70 Schmetterlingsarten ist die Buche der bevorzugte Wirtsbaum.

Vom Baum zum Symbol

Zur Zeit der Kelten bedeckten ausgedehnte Buchenwälder große Teile Europas. Aufgrund der Konkurrenzkraft der Buche verbanden die Kelten sie mit Strenge und Disziplin, aber auch Durchsetzungskraft im Kampf um die Existenz. Die majestätische Buche erschien ihnen so in sich ruhend, dass sie mit ihr tiefe Weisheit verbanden und sie als Orakelbaum nutzten. Die Druiden schnitzten ihre Holzstäbe aus Buchenholz, mit denen sie bestimmte Entwicklungen vorhersagten. Diesen verdankt der „Buchstabe“ seinen Namen (Leondin, M.: „Mein Baumhoroskop“).