Grassilage 1. Schnitt 2023

Silageernte

Bisher wurden gut 60 Proben aus Mittelfranken im LKV-Labor in Grub untersucht.
Aufgrund der häufigen Niederschläge im Frühjahr wurden viele Silagen nicht zum optimalen Zeitpunkt geerntet. Ein frühes Erntefenster lag um den 5. Mai herum. Wer dieses nicht nutzen konnte, hatte erst 10 Tage später wieder die Gelegenheit zum Silieren.

Die früher geschnittenen Silagen haben meist gute Qualitäten. Die Späteren brachten zwar mehr Masse, aber weniger Energie und Eiweiß aufgrund der älteren Pflanzenbestände und des höheren Rohfasergehaltes.

Frühere Ernte brachte mehr Energie

In folgender Tabelle wurden die Silagen nach Erntedatum sortiert. Die 15 frühen Proben haben mit 6,1 MJ NEL und 152 g Rohprotein je kg Trockenmasse relativ gute Werte, im Verlauf zeigt sich, dass diese Inhaltsstoffe sinken, dafür der Fasergehalt steigt.

Inhaltsstoffe der Silagen nach Erntedatum
Erntedatum  ProbenanzahlInhaltsstoffe je kg TM   
vonbisRohproteinRohfaserADFomMJ NEL
01.05.202307.05.2023151522342746,1
08.05.202314.05.2023111422733165,5
15.05.202321.05.2023311232873305,3
22.05.202328.05.202351262843255,4

Große Spannbreiten zwischen den einzelnen Silagen

In folgender Tabelle wurden die Einzelproben nach Energiegehalt sortiert und daraus das obere (bessere) Viertel und das untere Viertel gebildet. Zudem wurden Mittelwerte sowie die jeweils kleinsten und größten Werte ermittelt.

Der Trockenmassegehalt liegt hier im Mittel bei 32% und damit im unteren Zielbereich. Die zum Teil doch hohen Rohaschegehalte zeigen eine höhere Verschmutzung des Futters aufgrund der nässeren Ernteverhältnisse. Mehr als 90 g Rohasche pro kg Trockenmasse sollten es nicht sein.

Viertelauswertung und Spannweiten der Proben vom 1. Schnitt
 je kg TMAnzahlkleinster Wertunteres ViertelMittelwertoberes Viertelgrößter Wert
TM - Gehalt%632233322950
Rohascheg6374104105111150
Rohproteing6393123134154177
nXPg63102113123136141
RNBg63-42237
Rohfaserg63210304271226353
ADFomg63240352313264394
Zuckerg63015253385
Rohfettg632534353843
ME WdkMJ637,98,69,410,310,6
NELMJ634,55,05,66,26,5
Erntedatum6301.05.202316.05.202314.05.202305.05.202314.06.2023

Der Rohproteingehalt erreicht im Mittel 134 g/kg TM, das obere Viertel erreicht mit 154 g fast den Orientierungswert der LfL von 160 g/kg TM. Der Rohproteingehalt ist abhängig von Entwicklungsstadium, Pflanzenzusammensetzung, Schnittzeitpunkt und der Stickstoffmobilisierung im Boden.

Die Mittelwerte für den Fasergehalt machen deutlich, dass die Pflanzenbestände bei der Ernte älter und verholzter waren. Der Orientierungswert für ADFom der LfL liegt bei weniger als 260 g pro kg TM, diesen erreichte das obere Viertel mit 264 g knapp.

Beim Energiegehalt liegt die Spannweite zwischen 4,5 und 6,5 MJ NEL je kg TM. Das obere Viertel liegt bei 6,2 MJ NEL/kg TM. Je höher der Gehalt an Rohfaser bzw. ADFom, desto niedriger ist der Energiegehalt, dies zeigt auch der Mittelwert von 5,6 MJ NEL je kg TM.

Mineralstoffe und Spurenelemente: Trockensteherfütterung nicht vergessen!

Nur ein Drittel der Proben sollten auch auf Mineralstoffe und Spurenelemente untersucht werden. Auch hier treten große Spannweiten auf, wie folgende Tabelle zeigt.

Mineralstoffe und Spurenelemente
 je kg TMAnzahlkleinster WertMittelwertgrößter Wert
FKADmeq2167414603
Kalziumg214,45,67,3
Phosphorg213,34,55,5
Natriumg210,20,40,6
Magnesiumg211,82,33,1
Kaliumg21233035
Chlorg212,86,819,5
Schwefelg211,52,74,0
Eisenmg212104941171
Kupfermg216,17,811,5
Zinkmg21153792
Manganmg213897236

Besondere Bedeutung für die Milchfieberprophylaxe haben der Kalium- und Kalziumgehalt. Eine kalzium- und kaliumarme Fütterung in der letzten 3 Wochen der Trockenstehzeit regt die Kalziummobilisation aus dem Skelett an und beugt dem Auftreten von Milchfieber vor.

Eine weitere Möglichkeit ist das Einstellen der Ration auf eine für Trockensteher optimale Futter-Kationen-Anionen-Bilanz (FKAD), im englischen abgekürzt als DCAB. In diese Kenngröße fließen die Elemente Natrium, Kalium, Chlor und Schwefel ein. Als Ziel gilt drei Wochen vor der Kalbung eine FKAD von maximal 100 bis 200 Milliäquivalent (meq) pro kg TM bei einem Kalziumgehalt von max. 6 g/kg TM.
Für melkende Kühe sollte die FKAD bzw. DCAB auf mindestens 150 meq/kg TM eingestellt werden. Grassilagen haben meist eine hohe FKAD mit einer enormen Spannweite. Die 21 darauf analysierten Silagen haben im Mittel einen Wert von 414 meq pro kg TM.

Angesichts dieser Schwankungsbreite und der Bedeutung der o.g. Elemente für die Milchfieberprophylaxe kommt der Mineralstoffuntersuchung des Grundfutters und der genauen Berechnung der Rationen eine große Bedeutung zu für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere.

Eigenes Grundfutter untersuchen lassen!

Die frühen ersten Schnitte haben gute Energie- und Rohproteingehalte, sind aber oft feuchter. Bei den späteren ersten Schnitten wird meist mehr Kraftfutter und weniger oder kein Stroh nötig sein, um eine bedarfsgerechte Ration für die laktierenden Milchkühe vorlegen zu können.

Die Auswertung macht deutlich, wie wichtig es ist, einen optimalen (frühen) Schnittzeitpunkt für den ersten Schnitt zu nutzen.
Zudem zeigt sie, dass über den Mittelwert keine Rückschlüsse auf eine einzelne Silage zu ziehen sind. Deshalb sind Futteruntersuchungen und darauf aufbauend Rationsberechnungen sehr wichtig für eine bedarfsgerechte Rinderfütterung.