Erste Futteruntersuchungen nach neuem System
Gras- und Maissilagen aus dem Erntejahr 2025

Maisbestand 2025

Der erste Mais wurde bereits vor Ostern, also vor dem 20. April gesät. Ende April begannen die ersten Betriebe mit dem Mähen und Silieren, die Witterung war sonnig und warm. Danach wurde es kühler mit wenig Niederschlag. Die früh gemähten Wiesen wurden in der Woche nach Pfingsten zum 2. Mal siliert. Oft mit weniger Ertrag als üblich. Ende Juni war es heiß, trocken und windig und die ersten Wintergerstenbestände wurden gedroschen. Die Erträge bei Korn und Stroh fielen teilweise knapp aus, die Strohqualität war aber hervorragend.
Es gab kaum Niederschläge, der früh gesäte Mais kam erstaunlich gut damit zurecht, der Mais nach GPS oder anderen Vorfrüchten hatte große Probleme.

Auch im Grünland gab es kein Wachstum, teilweise fiel der 2. oder der 3. Schnitt sozusagen aus. Mitte Juni war die Angst groß, dass das Futter knapp wird. Teilweise wurde die Empfehlung umgesetzt, Hafer mit Leguminosen als Zwischenfrucht zur Futternutzung im Herbst zu säen.
Im Juli kam dann Regen und der Mais bildete gute Kolben. Auch das Grünland und die gesäten Zwischenfrüchte wuchsen gut.
Anfang September startete dann bereits die Maisernte. Im Oktober, teils im November wurde der letzte Schnitt einschließlich der Zwischenfrüchte zur Futternutzung eingefahren.

Neue Kennwerte in der Futterbewertung

Energie

Eine Umstellung steht an: nach über 20 Jahren werden die Futterbewertung und die Versorgungsempfehlungen für Milchkühe angepasst. In der Energiebewertung wird die bisher verwendete Nettoenergie Laktation (NEL) durch die Umsetzbare Energie für Wiederkäuer (ME nach GfE 2023) abgelöst.

Protein

In der Eiweißbewertung ersetzt das im Dünndarm verdauliche Protein (small intestinal digestible protein; sidP) das nutzbare Rohprotein (nXP). Auch die ruminale Stickstoffbilanz (RNB) wird zukünftig keine Rolle mehr spielen, stattdessen kommt die Kennzahl RMD (Ruminale Mikrobielle Differenz). Beim Rohprotein ändert sich nur die Abkürzung, aus XP wird CP.

Verdaulichkeit und Futteraufnahmeniveau

Dabei ist die Verdaulichkeit der organischen Masse (OMD) ein wichtiger Kennwert. Diese ändert sich in Abhängigkeit von der Futteraufnahme. Somit kann erstmalig die unterschiedliche Verweildauer im Verdauungstrakt nachgebildet werden: je mehr die Kuh frisst, umso schneller geht das Futter durch und umso schlechter wird es verdaut. Damit ist die Futterbewertung nicht mehr fest, sondern ändert sich bei den neuen Parametern mit der Tagesfutteraufnahme. Beschrieben wird die Futteraufnahme mit dem Futteraufnahmeniveau (FAN). Die Basis ist das Futteraufnahmeniveau 1 (FAN1), das sich aus der Körpermasse errechnet. Beispiel: FAN1 einer 700 kg Kuh = 6,8 kg TM. Auf Untersuchungsbefunden und zukünftig auch auf Deklarationen werden die Kennzahlen MEWK2023, sidP, RMD und OMD immer bezogen auf das Futteraufnahmeniveau 1 (FAN1) ausgewiesen. Diese Kennzahlen verändern ihren Wert aber in Abhängigkeit von der tatsächlich erreichten Futteraufnahme. Laktierende Milchkühe erreichen Futteraufnahmeniveaus von etwa FAN2,5 bis FAN3,5. Damit ist die Veränderung im Futterwert auch abhängig von der Körpermasse und das System kann einfach auf andere Tiergruppen übertragen werden, z.B. Kälber und Jungvieh.

Neue und alte Werte für den Übergang parallel

Alle oben genannten neuen Parameter sind von der Größenordnung nicht vergleichbar mit den bisherigen. Um die Umstellung zu erleichtern, werden auf den Untersuchungsberichten und auch in den Auswertungen vorerst die alten und die neuen Werte parallel verwendet.

Grassilage 1. Schnitt 2025

In untenstehender Tabelle sind die Durchschnittswerte der Jahre 2022 bis 2025 dargestellt. Mit 6,1 MJ NEL bzw. nach neuer Futterbewertung 11,2 MJ ME WDK2023 und gut 150 g Rohprotein je kg TM ist der diesjährige 1. Schnitt im Schnitt der Beste der letzten Jahre. Die neu aufgenommenen Parameter Verdaulichkeit der org. Masse und das dünndarmverdauliche Protein sind ebenfalls deutlich besser als die Jahre zuvor.

Grassilage 1. Schnitt 2025 bis 2022 Mittelfranken
  2025202420232022
Rohnährstoffe
Trockenmasse%33363332
Rohasche (CA)g10010310396
Rohprotein (CP)g152134128138
Zucker (ZU)g34442421
aNDFomg457458502489
ADFomg286288322319
Verdaulichkeit
Verdaulichkeit (OMD) der org. Masse WK *%76736771
Proteinwerte
Nutzbares Rohprotein (nXP)g135129121126
Ruminale N-Bilanz (RNB)g3112
dünndarmverd. Protein (sidP) *g87827681
Ruminale Mikrobielle Differenz (RMD) *g4,42,533,5
Energiewerte
Netto-En. Lakt. (NEL)MJ6,15,95,45,7
Umsb. Energie Wiederk. (ME)MJ10,210,09,29,6
Umsb. Energie Wiederk. (ME) 2023 *MJ11,210,79,710,4

in der Tabelle mit * gekennzeichnete Kennwerte, beziehen sich auf das Futteraufnahmeniveau (FAN 1)

In folgender Tabelle sind die Silagen nach dem Energiegehalt in MJ NEL je kg TM sortiert und dann nach Mittelwert, kleinster und größter Wert und den Durchschnittswerten des besseren und schlechteren Viertels ausgewertet.
Der Großteil des 1. Schnittes wurde in den ersten 10 Tagen des Monats Mai geerntet. Die besseren 25% einige Tage vor den schlechteren 25%.

Auswertung von Mittelwert, besserem und schlechterem Viertel
 je kg TMAnzahlkleinster Wertunteres ViertelMittelwertoberes Viertelgrößter Wert
TM - Gehalt%113196329332330456
Rohascheg113749810095130
Rohproteing11395144152158200
nXPg113118127135142150
RNBg113-43338
sidP *g1137282879299
RMD *g113-2,24,34,44,39,6
aNDFomg113392495457426540
ADFomg113241314286262339
OMD *%1136771768085
Zuckerg1091263649143
ME WdkMJ1139,29,610,210,711,2
NELMJ1135,45,76,16,56,8
ME Wdk 2023 *MJ1139,610,311,211,912,7
Erntedatum 11320.04.202509.05.202507.05.202505.05.202531.05.2025

in der Tabelle mit * gekennzeichnete Kennwerte, beziehen sich auf das Futteraufnahmeniveau (FAN 1)

Im Mittel haben die Silagen, wie oben bereits genannt, einen Energiegehalt von 11,2 MJ ME Wdk 2023. Das obere Viertel erreicht sehr gute 11,9 MJ ME Wdk 2023. Die Differenz vom höchsten zum niedrigsten Wert beträgt 3 MJ ME Wdk2023, bzw. 1,4 MJ NEL je kg T.
Die Silagen des besseren/oberen Viertels erreichen die gewünschten Orientierungswerte. Der ADFom Gehalt von 262 g zeigt, dass der Schnittzeitpunkt gut getroffen wurde. Die Silagen aus dem unteren Viertel waren schon deutlich verholzter. Auch der Zuckergehalt ist auf einem guten, aber nicht extrem hohen Niveau.

1. bis 3. Schnitt 2025 im Vergleich

Insgesamt wurden bisher über 100 Proben vom 1. Schnitt, 58 vom 2. Schnitt und 30 vom 3. Schnitt im Futterlabor des LKV Bayern in Grub untersucht. Dabei ist der 1. Schnitt mit 11,2 MJ ME2023 pro kg TS der stärkste Schnitt. Die Rohproteingehalte sind dieses Jahr im Mittel sehr gut, der 3. Schnitt hat mit 159 g Rohprotein pro kg TS den höchsten Gehalt. Im Vergleich mit den letztjährigen Silagen sind die Ergebnisse im Durchschnitt besser.
Die Kationen-Anionen-Bilanz schwankt im Mittel zwischen 200 und fast 400 mq pro kg TS. Diese ist vor allem bei der Fütterung der Trockensteher wichtig.

1. bis 3. Schnitt 2025 aus Mittelfranken im Vergleich
  1. Schnitt2. Schnitt3. Schnitt
Rohnährstoffe
Trockenmasse %333839
Rohasche (CA)g100105104
Rohprotein (CP)g152147159
Zucker (ZU)g343333
aNDFomg457482482
ADFomg286303303
Verdaulichkeit
Verdaulichkeit (OMD) der org. Masse WK *%767172
Proteinwerte
Nutzbares Rohprotein (nXP)g135128129
Ruminale N-Bilanz (RNB)g335
dünndarmverd. Protein (sidP) *g878284
Ruminale Mikrobielle Differenz (RMD) *g4,44,86,3
Energiewerte
Umsb. Energie Wiederk. (ME)MJ10,29,79,6
Umsb. Energie Wiederk. (ME) 2023 *MJ11,210,410,4
Netto-En. Lakt. (NEL)MJ6,15,75,7
Kationen-Anionen-Bil. Rind (DCAB)mq389196200

in der Tabelle mit * gekennzeichnete Kennwerte, beziehen sich auf das Futteraufnahmeniveau (FAN 1)

Maissilage

Gerade noch rechtzeitig zur Kolbenbildung kam für viele Maisbestände der Regen. Der Mais konnte gute Kolben bilden, die auch meist gut eingekörnt waren. Durch die regelmäßigen Niederschläge blieb der Mais auch lange grün. Daraus resultieren die guten Energiegehalte mit einer guten Verdaulichkeit und nicht zu starker Verholzung. Mit 6,7 MJ NEL bzw. 11,4 MJ ME2023 im Mittel ist der Mais auf ähnlichem Niveau wie der letztjährige. Dies entspricht auch den Orientierungswert für Energie, der Stärkegehalt von 304 g je kg TS liegt allerdings unter dem Orientierungswert von 350 g.

Vergleich der Maissilagen aus Mittelfranken 2022 bis 2025
  2025202420232022
Rohnährstoffe
Trockenmasse g/kg FMg345378364321
Rohprotein (CP)g78697873
Stärke (ST)g304328350205
aNDFomg397411371454
ADFomg227240212263
Verdaulichkeit
Verdaulichkeit (OMD) der org. Masse WK *%75747673
Proteinwerte
Nutzbares Rohprotein (nXP)g133129136126
Ruminale N-Bilanz (RNB)g-9-10-9-9
dünndarmverd. Protein (sidP) *g84828581
Ruminale Mikrobielle Differenz (RMD) *g-7,9-8,8-8,3-8,0
Energiewerte
Umsb. Energie Wiederk. (ME)MJ11,110,911,310,5
Netto-En. Lakt. (NEL)MJ6,76,66,96,3
Umsb. Energie Wiederk. (ME) 2023 *MJ11,411,311,611,0
Kationen-Anionen-Bil. Rind (DCAB)mq142174133215

in der Tabelle mit * gekennzeichnete Kennwerte, beziehen sich auf das Futteraufnahmeniveau (FAN 1)

Für folgende Tabelle wurden, wie auch beim 1. Schnitt die Ergebnisse nach dem MJ NEL Gehalt absteigend sortiert und anschließend wie folgt ausgewertet.

Maissilage 2025
 je kg TMAnzahlkleinster Wertunteres ViertelMittelwertoberes Viertelgrößter Wert
TM - Gehalt%86237342342347437
Rohproteing864973787994
nXPg86124129133136140
RNBg86-12-9-9-90
sidP *g867982848587
RMD *g86-11-8-8-80
aNDFomg86336428398366483
ADFomg86191248227207277
OMD *%867174757678
Stärkeg86223282305344427
ME WdkMJ8610,410,811,111,311,5
NELMJ866,26,56,76,97,1
ME Wdk 2023 *MJ8610,811,211,411,611,9
Erntedatum 8604.08.202514.09.202512.09.202512.09.202511.10.2025

in der Tabelle mit * gekennzeichnete Kennwerte, beziehen sich auf das Futteraufnahmeniveau (FAN 1)

Der größte Teil der Silagen wurde um den 12. September herum gehäckselt. Allerdings waren einige teils nach Grünroggen spät gesäte Bestände bereits im Sommer notreif. Zum Teil hielten manche Bestände aufgrund der regelmäßigen Niederschläge auch sehr lange durch. Die Schwankung im Energiegehalt beträgt vom niedrigsten bis zum höchsten Wert ungefähr 1 MJ ME Wdk 2023 pro kg TS. Der größte Teil der Silagen liegt bei Energiehalten von 11,2 bis 11,6 MJ ME Wdk 2023 je kg TS und Stärkegehalten von 282 bis 344 g je kg TS.

Verschiedene Ansprüche: Trockenstehende und Laktierende Milchkühe

Es wurden 98 Proben von Grassilagen und 28 von Maissilagen auf Mineralstoffe und die Futterkationenanionenbilanz untersucht. In der Rationsgestaltung für trockenstehende Milchkühe ist der Kalzium- und auch Kaliumgehalt und die Kationen-Anionen-Bilanz (FKAD oder DCAB) ein wesentlicher Punkt. In folgender Tabelle ist die Schwankungsbreite der Gras- und Maissilagen dargestellt.

FKAD und Kalzium und Kalium Gehalte von Gras- und Maissilagen 2025
  Grassilage  Maissilage  
Kleinster WertMittelwertGrößter WertKleinster WertMittelwertGrößter Wert
FKADmq/kg TM331060684142197
Kalziumg/kg TM3,46,5151,422,9
Kaliumg/kg TM18,528,036,981012

Die Futter-Kationen-Anionen Bilanz schwankt von 3 meq je kg TM als kleinster Wert und über 600 meq je kg TM als größter Wert. Auch bei anderen Mineralstoffen und Spurenelementen ist die Schwankung teilweise sehr hoch.
Besonders in Hinblick auf die unterschiedlichen Ansprüche der trockenstehenden und laktierenden Kühe sollten diese Werte mit untersucht werden und bedarfsgerechte Rationen gefüttert werden. Bei den Melkenden sollte die FKAD der Gesamtration bei mindestens 150 meq/kg TM liegen, bei den Trockenstehern in den letzten 3 Wochen vor der Kalbung bei maximal 100 bis 200 meq/je kg TM.

Alle eigenen Silagen untersuchen lassen!

Treffen Extreme aufeinander, kann es für die Gesundheit der Tiere problematisch werden. Weist die Trockensteherration zu hohe Gehalte auf, kann es nach den Geburten vermehrt zu Milchfieber und Festliegen kommen, da der Calciumstoffwechsel nicht ausreichend trainiert wird. Ist allerdings über die gesamte Laktation der Wert zu niedrig kann es zu einer metabolischen Übersäuerung kommen, was wiederum gesundheitliche Probleme der Herde nach sich zieht.

Futterberechnung mit der neuen Futterbewertung

Mit dem neuen Futterbewertungssystem wird es nicht mehr möglich sein, eigene Berechnungen händisch oder mit einfachen Rechenblättern durchzuführen. Das Team der Fütterungsberatung des LKV Bayern unterstützt sie gerne dabei. Eine Anmeldung ist über die Verwaltungsstelle in Ansbach jederzeit möglich!

Weiterführende Informationen zur Futteruntersuchung und Beratung