Kartoffelanbau konzentriert sich auf typische Anbaulagen
Sortenempfehlungen Kartoffeln 2024

Kartoffelfeld mit SortenschildernZoombild vorhanden

LSV Dürrenmungenau

Nachdem auf den meisten Betrieben inzwischen der kleinflächige Kartoffelanbau für den Eigenbedarf oder auch der einst noch übliche Anbau von Futterkartoffeln für die Hausschweinehaltung eingestellt wurde, hat sich die Kartoffelanbaufläche in Mittelfranken auf dem niedrigen Niveau von ca. 1.180 ha einigermaßen stabilisiert, wobei nach wie vor von Jahr zu Jahr ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist.

Der Schwerpunkt des Kartoffelanbaus liegt dabei mit zusammen derzeit ca. 780 Hektar in den Sandgebieten der Landkreise Roth und Ansbach.
Der für dieses Anbaugebiet repräsentative Landessortenversuch zu Kartoffeln steht in Dürrenmungenau. Dort wird sowohl das sehr frühe und frühe als auch das mittelfrühe bis späte Speisekartoffel-Sortiment geprüft.

Pflanzung

Am Standort Dürrenmungenau (sandige Keuperlage bei Abenberg, Landkreis Roth) erfolgte die Pflanzung jahrgangsbedingt etwas verspätet erst am 9.5.2023 pfluglos nach Vorfrucht Winterroggen mit anschließender Zwischenfrucht Ölrettich. Der Boden war gut abgetrocknet, die Legebedingungen waren sehr günstig. Der Bestand lief rasch und recht gleichmäßig auf.

Bestandsentwicklung

Anschließend folgte eine bis Ende Juli anhaltende große Hitze- und Trockenphase, die jedoch am Versuchsstandort immer wieder durch lokale Gewitterschauer unterbrochen wurde. Dadurch konnte ein vollständiges Absterben des Bestandes verhindert werden, und beim Einsetzen kühlerer und vor allem regenreicherer Witterung Ende Juli hatte sich nur bei einigen der sehr frühen und frühen Sorten das Kraut bereits verfärbt. Alle anderen, insbesondere die mittelfrühen bis späten Sorten, konnten die ab Ende Juli gefallenen Niederschläge noch gut in Ertrag umsetzen.

Allerdings kam es bei einigen frühen Sorten zu deutlichem Zwiewuchs. Den heuer erst spät ansteigenden, dann aber witterungsbedingt relativ hohen Krankheitsdruck mit Phytophthora hatte der Versuchsansteller mit insgesamt sieben Fungizidmaßnahmen sicher unter Kontrolle. Anfang September erfolgte wegen einiger noch grüner Parzellen eine ein- (sehr frühe und frühe Sorten) bzw. zweimalige (mittelfrühe bis späte Sorten) Sikkation.

Ernte und Ertrag

Bei der Ernte am 28.9.2023 herrschten sehr günstige Bedingungen. Der sandige, klutenfreie Boden erlaubte eine Ernte ohne Erdanhang. Knollenerträge von guten 399 dt/ha im sehr frühen und frühen und sehr guten 530 dt/ha im mittelfrühen bis späten Sortiment waren das Ergebnis der schon oben erwähnten lokal stark begrenzten Gewitterschauer in den Monaten Juni und Juli. Bei den Knollenbonituren zeigten sich insgesamt recht schöne Knollen mit nur wenigen Krankheiten. Nur an einzelnen Sorten wurden vermehrt Zwiewuchs, Wachstumsrisse, Schorf und Hohlherzigkeit bonitiert. Demzufolge lag auch der LKP-Marktwarenertrag mit 335 dt/ha im früheren und 429 dt/ha im späteren Segment auf einem durchaus guten Niveau. Daraus errechnen sich Marktwarenanteile von 84 bzw. 81 %, was jeweils nur leicht unter dem langjährigen Durchschnitt liegt.

Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:

    Wega (Norika)

    Die eher kleinfallende Sorte bringt verlässlich gut durchschnittliche Knollenerträge bei meist gutem Marktwarenanteil. Heuer schnitt sie in beiden Kategorien sogar sehr gut ab. Wega ist keimruhig bei gut durchschnittlichen Resistenzen gegenüber Krautfäule, Schorf und Blattrollvirus und geringer Anfälligkeit für Y-Virus.

    Goldmarie (Norika)

    Die als festkochend eingestufte Sorte erzielt am Standort Dürrenmungenau meist gut durchschnittliche, heuer sogar spitzenmäßige Knollenerträge. Trotz eines erneut höheren Anteils an missgestalteten Knollen und stärkerem Zwiewuchs schneidet sie auch beim Marktwarenertrag wieder hervorragend ab. Die Sortierung ist ausgewogen, bei einem geringen Anteil an Unter-, aber auch nur wenigen Übergrößen. Goldmarie weist sehr flache bis flache Augen auf, was zu einer guten Schälbarkeit führt. Die Sorte ist keimruhig und durchschnittlich anfällig für Krautfäule. Gegenüber Schorf, Y- und Blattrollvirus ist sie überdurchschnittlich resistent.

    Corinna (Europlant)

    Die als sehr früh bis früh und vorwiegend festkochend eingestufte Sorte steht heuer erstmals in der Empfehlung. Sie bringt regelmäßig weit überdurchschnittliche Knollen- und auch Marktwarenerträge. Die sehr flache bis flache Augentiefe verbessert die Schälbarkeit. Corinna weist eine durchschnittliche Sortierung und eine sehr gute Resistenz gegen Y-Virus auf. Für Krautfäule ist sie durchschnittlich, für Schorf und Blattrollvirus unterdurchschnittlich anfällig. Sie verfügt über eine gute bis sehr gute Einstufung bei der Formschönheit.

    Mia (Norika)

    Mia brachte in den letzten beiden Jahren unterdurchschnittliche Knollen- und sehr schlechte Marktwarenerträge. Sie neigte heuer stark zum Zwiewuchs und lieferte einen hohen Anteil missgestalteter Knollen. Mia weist eine durchschnittliche Sortierung auf, ist keimruhig, stärker anfällig für Krautfäule und Schorf und gut durchschnittlich resistent gegenüber Blattroll- und Y-Virus.

    Queen Anne (Solana)

    Die Sorte liefert in Dürrenmungenau mehrjährig zwar nur knapp durchschnittliche Knollen-, dafür aber deutlich überdurchschnittliche Marktwarenerträge. Die sehr flach bis flach sitzenden Augen verbessern die Schälbarkeit. Queen Anne produziert wenige Über-, aber auch nur wenige Untergrößen, weist eine hellgelbe Fleischfarbe auf und ist sehr formschön. Die Keimruhe ist gut bis sehr gut. Für Krautfäule, Schorf und Y-Virus ist Queen Anne durchschnittlich und für Blattrollvirus unterdurchschnittlich anfällig.

    Marabel (Europlant)

    Marabel schnitt in Dürrenmungenau heuer sehr schlecht ab, so dass sie nun auch mehrjährig sowohl im Knollen- als auch im Marktwarenertrag nicht mehr ganz den Durchschnitt des Sortiments erreicht. Die Sorte mit hellgelber Fleischfarbe bevorzugt weite Fruchtfolgen auf mittleren bis guten Standorten und ist verhalten mit Stickstoff zu düngen, um die Speisequalität nicht negativ zu beeinflussen. Marabel ist etwas weniger keimruhig als die meisten anderen empfohlenen Sorten und ist recht anfällig für Blattrollvirus. Die Resistenzen gegen Y-Virus und Schorf sind gut, jene gegen Krautfäule ist nur knapp durchschnittlich.

    Gala (Norika)

    Wenngleich Gala im vergangenen, bereits sehr trockenen Jahr am Standort Dürrenmungenau einen überdurchschnittlichen Knollenertrag lieferte, fiel sie dort im heurigen Trockenjahr deutlich ab. Auch im Marktwarenertrag liegt sie in den letzten Jahren immer deutlich unter dem Durchschnitt des Sortiments. Sie bestätigte erneut ihre Einstufung als sehr kleinfallende Sorte mit unterdurchschnittlichem Über- und erhöhtem Untergrößenanteil. Gala erfordert daher eine Stickstoffdüngung, die nahe am Ergebnis der Bedarfsermittlung liegt. Die Sorte ist keimruhig. Ihre Resistenzen sind gegen Y-Virus gut bis sehr gut, gegenüber Krautfäule leicht unterdurchschnittlich und gegen Blattrollvirus gering bis sehr gering.

    Lilly (Solana)

    Die als vorwiegend fest- bis mehligkochend eingestufte Sorte fiel heuer ertraglich deutlich ab und weist durchschnittliche Marktwarenanteile auf. Die Sortierung ist durchschnittlich, die Keimruhe gut durchschnittlich. Lilly ist gegen Krautfäule, Blattroll- und Y-Virus durchschnittlich resistent und für Schorf weniger anfällig.

    Jule (Solana)

    Jule erzielt für eine als festkochend eingestufte Sorte mehrjährig typische Knollen- und Marktwarenerträge im Bereich des Sortimentsdurchschnitts. In diesem Jahr fiel sie jedoch in beiden Kriterien deutlich ab. Sie hat eine gute bis sehr gute Keimruhe. Die Sortierung ist eher schwach; Übergrößen werden kaum gebildet. Jule ist für Krautfäule, Blattroll- und Y-Virus durchschnittlich und für Schorf unterdurchschnittlich anfällig.

    Bernina (Europlant)

    Die als früh bis mittelfrüh eingestufte Sorte mit tiefgelber Fleischfarbe erreicht meist durchschnittliche Knollen- und Marktwarenerträge, was für eine festkochende Sorte aber akzeptabel ist. In diesem Jahr schnitt sie ertraglich schlechter ab, glich dies aber durch einen hohen Marktwarenanteil wieder aus. Zu beachten ist die flach bis mittel eingestufte Augentiefe, welche die Schälbarkeit etwas erschwert. Bernina ist keimruhig, sehr gut lagerfähig und weist eine sehr hohe Resistenz gegen Y-Virus auf, ist jedoch anfällig für das M-Virus. Gegen Krautfäule und Blattrollvirus ist sie durchschnittlich resistent. Um die Sortierung der großfallenden Sorte nicht zu sehr zu fördern, sollte eine verhaltene Stickstoffdüngung erfolgen.

    Jelly (Europlant)

    Jelly ist als mittelspät eingestuft und erzielt regelmäßig weit überdurchschnittliche Knollen- und vor allem Marktwarenerträge mit sehr wenigen Unter- und sehr vielen Übergrößen. Aus der flach bis mittel eingestuften Augentiefe können etwas höhere Schälverluste resultieren. Jelly ist keimruhig, durchschnittlich anfällig für Krautfäule und gut resistent gegen Schorf und Y-Virus, aber anfälliger für Blattrollvirus. Die Anfälligkeit für Fußkrankheiten nahm in den letzten Jahren zu, wodurch sich die Lagerfähigkeit verschlechtert hat.

    Sevim (Bavaria Saat)

    Sevim reift mittelspät ab und bringt konstant gut durchschnittliche Knollen- und Marktwarenerträge mit hohem Übergrößen- und geringem Untergrößenanteil, aber flach bis mittel eingestufter Augentiefe. Die Sorte ist keimruhig, hat eine gute bis sehr gute Resistenz gegen Y-Virus und ist auch wenig anfällig für Schorf. Für Krautfäule ist sie jedoch überdurchschnittlich anfällig.

    Belmonda (Solana)

    Belmonda erzielte unter den sehr unterschiedlichen Bedingungen der letzten Jahre stets sehr hohe Knollen- und Marktwarenerträge. Die flach bis mittel eingestufte Augentiefe erschwert etwas die Schälbarkeit. Belmonda ist großfallend, hat eine gute bis sehr gute Einstufung beim Geschmack und ist sehr keimruhig. Ihre Resistenzen sind gegen Blattrollvirus durchschnittlich, gegen Krautfäule gut durchschnittlich und gegen Schorf unterdurchschnittlich. Für Y-Virus ist sie hoch bis sehr hoch anfällig. Ein regelmäßiger Pflanzgutwechsel ist daher für einen erfolgreichen Anbau unabdingbar.

    Karelia (Europlant)

    Karelia ist auf Flächen mit Pallida-Befall zur Bekämpfung beider Pathotypen zugelassen. Sie ist jedoch nicht ausreichend resistent gegen die Nematodentypen Ro 2, 3 und 5. Am Standort Dürrenmungenau belegt die mittelspät abreifende Sorte mehrjährig den Spitzenplatz im Knollen- und im Marktwarenertrag, so dass eine Anbauempfehlung auch für nicht von Nematoden befallene Flächen gerechtfertigt ist. Das Fleisch der nur mäßig formschönen Knollen ist hellgelb, der Kochtyp vorwiegend fest- bis mehligkochend und die Augentiefe flach bis mittel eingestuft. Sortierung und Keimruhe sind gut. Gegen Y-Virus ist Karelia sehr gut, gegen Schorf mittel bis gut und gegen Krautfäule und Blattrollvirus durchschnittlich resistent. Die Stickstoffdüngung ist verhalten zu dosieren, um die Mehligkeit nicht zu sehr zu fördern.

    Spezielle Empfehlung für Nematodenstandorte:

    Olivia (Europlant)

    Speziell auf Standorten mit Nematodenbefall wird die Sorte Olivia empfohlen, die zur Bekämpfung aller relevanten Nematodenarten zugelassen ist. Sie liefert zuverlässig durchschnittliche Knollen- und überdurchschnittliche Marktwarenerträge bei einer ausgeglichenen Sortierung. Die Knollen haben eine gelbe bis tiefgelbe Fleischfarbe und sind keimruhig. Die Sorte ist überdurchschnittlich resistent gegen Krautfäule, Schorf und Blattrollvirus und kaum anfällig für Y-Virus.

    Zusätzlich zu den bereits beschriebenen Sorten Wega, Mia, Queen Anne, Marabel, Gala, Bernina, Jelly, Sevim, Belmonda, Karelia und Olivia wird für den Vertragsanbau mit der Fa. Henglein noch folgende Sorte empfohlen:

    Quarta (Europlant)

    Quarta kann im Knollen- und vor allem im Marktwarenertrag längst nicht mehr mithalten. Die Sortierung ist gleichmäßig, die Keimruhe und die Resistenz gegen Schorf gut durchschnittlich. Sie ist anfällig für Y-Virus und durchschnittlich resistent gegen Krautfäule und Blattrollvirus. Regelmäßiger Pflanzgutwechsel ist sehr wichtig. In diesem Jahr zeigte sie sehr viele Wachstumsrisse und missgestaltete Knollen.