Demoanlage zur Pflanzenschutzmittelreduktion im Raps

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll reduziert werden. Diese Forderung kommt aus verschiedenen Richtungen immer wieder auf die Landwirte zu. Um Möglichkeiten aufzuzeigen, wie dem begegnet werden könnte wurde in Zusammenarbeit mit dem Betrieb Weberndörfer aus Röckingen zur Aussaat im Herbst 2024 eine Demofläche in der Kultur Raps angelegt.

Der chemische Pflanzenschutz ist eines der Brennpunktthemen im Dialog zwischen Verbraucher und Landwirtschaft. Dies wurde unter anderem durch das Volksbegehren "Rettet die Bienen" sichtbar.

Im Zuge dessen hat sich die Bayerische Staatsregierung unter anderem das Ziel gesetzt, dass der chemisch-synthetische Pflanzenschutzmitteleinsatz bis 2028 um 50% reduziert wird. Gleichzeitig fallen für die Landwirtschaft immer mehr Wirkstoffe weg, was zu einer Verschärfung der Resistenzproblematik führt. Deshalb ist es sinnvoll über Alternativen nachzudenken. Eine Kultur, in der Pflanzenschutz intensiv betrieben wird, stellt der Raps dar. Durch sogenannte Opferpflanzen und Untersaaten soll vor allem im Bereich der Insektizide eine Reduktion erreicht werden.

Konzeption der Demofläche

Um Impulse zu liefern und praktische Fragen im Anbau zu klären, hat der Betrieb Weberndörfer aus Röckingen in Zusammenarbeit mit dem AELF Ansbach eine Demonstrationsfläche angelegt.

Ziele:

  • Überprüfung des Einflusses unterschiedlicher Untersaatmischungen im Herbst
    • Auf den Befall mit Erdfloh im Raps
    • Auf positive und phytosanitäre Wirkungen im Raps und Boden
  • Beobachtung des Potentials der Opferpflanzen im Frühjahr
    • Attraktivität der Pflanzen für Rapsglanzkäfer und anderer Schädlinge
  • Vergleich von Einzelkornsaat und Breitsaat im Raps
Lage der Demofläche:

49.049045, 10.558497
Bei Röckingen

Standort:

Versuchsfeld: 2 ha
Bodenart: vorwiegend Lehm (L) Az: 45-57
Klima: Durchschnitt der Jahre 1991-2023 (Station Frankenhofen)
641mm Jahresniederschlag; 9 C° Jahresdurchschnittstemperatur; 235 Vegetationstage im Durchschnitt

Vorfrucht:

Wintergerste; Drusch am 17.07.2024; Stroh abgefahren

Bodenbearbeitung:

18.07.2024 flache Stoppelbearbeitung
01.08.2024 tiefere Bearbeitung auf 10cm
23.08.2024 Bearbeitung mit dem Grubber auf 25cm
Teilweise Bearbeitung direkt vor der Saat mit Kreiselegge

Aussaat:

Saat am 27.08.2024 mit einer Kombination aus Sämaschine und Kreiselegge, sowie Einzelkornsägerät

Pflanzenschutz:

29.08.2024 Behandlung mit Butisan Gold Aufwandmenge 1,5l

Varianten:

  • 1. Betriebsüblich Breitsaat
    • Raps Saatstärke 40 Körner/m² +3 Körner/m²
  • 2. Betriebsüblich Einzelkornsaat
    • Raps Saatstärke 28 Körner/m² +3 Körner/m²
  • 3. Untersaat mit BSV Geovital Beisaat Raps
    • Raps Saatstärke 28 Körner/m² +3 Körner/m²
    • Untersaat: Saatwicke und Alexandrinerklee (Saatstärke 20kg/ha)
  • 4. Untersaat mit Eigenmischung
    • Raps Saatstärke 28 Körner/m² +3 Körner/m²
    • Untersaat: Saatwicke, Alexandrinerklee, Ramtilkraut, Erbse (Saatstärke 32,5 kg/ha)
  • 5. Untersaat mit DSV Terralife Brassica pro
    • Raps Saatstärke 28 Körner/m² +3 Körner/m²
    • Untersaat: Serradella, Öllein, Alexandrinerklee, Perserklee, Ramtillkraut, Bitterlupine (Saatstärke 20kg/ha)
  • Saatgutmischung von Lidea
    • Raps Saatstärke 40 Körner/m² +3 Körner/m²
    • Untersaat: Aufrechte Wicke, Bockshornklee (Saatstärke 20kg/ha)

Hinweise zu den Varianten:

  • Die Aussaat der Varianten drei bis fünf fand getrennt statt. Zuerst wurden in Breitsaat die Untersaatmischungen ausgebracht. Anschließend wurde mit der Einzelkorntechnik mit 37,5cm Reihenabstand die Rapssaat durchgeführt.
  • Die Variante sechs stellt eine Komplettmischung dar.
  • Bei jeder Variante sind zur Hauptsorte drei Körner/m² einer frühblühenden Rapssorte beigemischt.
    • Variante eins bis fünf Hauptsorte: Ottello Blühbeginn Einstufung 4 laut BSL. Opferpflanzensorte: Picard Blühbeginn Einstufung 2 laut BSL.
    • Variante sechs Hauptsorte: ES Capello Blühbeginn Einstufung 3 laut Lidea. Opferpflanzensorte: ES Alicia Blühbeginn Einstufung 2 laut BSL.
  • Die Parzellenbreite der einzelnen Varianten beträgt 21 Meter

Durchgeführte Veransaltungen und Erkenntnisse

Im Zuge von zwei Veranstaltungen wurde die Demofläche interessierten Landwirten und Landwirtinnen von den Pflanzenbauberatern des AELF Ansbach und Friedrich Weberndörfer vorgestellt und es wurde gemeinsam über die Entwicklung der verschiedenen Versuchsvarianten diskutiert. Zudem war die ausgeschilderte Demofläche für Besucher jederzeit begehbar, um sich zu anderen Zeitpunkten selbst ein Bild von der Pflanzenentwicklung zu machen.

Praxisführung am 16.10.2024

Eine erste Führung fand am 16.10.2024 statt. Es wurden die verschiedenen Varianten vorgestellt und bewertet.

Über die gesamte Demofläche verteilt hat sich feststellen lassen, dass der Feldaufgang des Rapses sehr ungleich verlief. Vor allem an den Vorgewenden und im Bereich mit schwererem Boden lief der Raps teilweise stark verzögert auf.
Beim Vergleich der Parzellen von Breitsaat und Einzelkornsaat konnte man einen weiteren Effekt wahrnehmen. Durch die gezieltere Ablage des Saatgutes und die eingesparte Saatmenge wuchsen bei der Variante „Einzelkornsaat“ schönere und kräftigere entwickelte Einzelpflanzen heran. Bei den Varianten mit den Begleitsaaten stachen die beiden Parzellen heraus, bei denen in der Mischung das Ramtillkraut verwendet wurde. Dieses trat mit seiner kräftigen Jugendentwicklung in eine deutliche Konkurrenz zum Raps. Allgemein konnte festgestellt werden, dass die Untersaat in den schwereren Bereichen des Feldes eine stärkere Konkurrenz zum Raps darstellte, da diese früher und zügiger auflaufen konnte als der Raps. Bei der Variante mit der Komplettmischung, in der Untersaat und Raps in einem Arbeitsgang ausgesät wurden, konnte zudem noch ein optischer Sorteneffekt feststellt werden. Hier wurde im Vergleich zu den restlichen Parzellen nicht die Sorte KWS Otello verwendet, sondern die Sorte ES Capello. Diese Variante war optisch besser entwickelt. Ob sich hier im weiteren Verlauf auch ertragliche Unterschiede zeigen werden, wird erst mit der Ernte bewertet werden können. Zusätzlich zur Entwicklung der Untersaaten wurden auch die Rapsschädlinge mittels Gelbschale überwacht. Die Schädlinge Rapserdfloh und schwarzer Kohltriebrüssler traten allerdings nur sehr verhalten auf. Ein nennenswerter Effekt der Untersaaten konnte nicht beobachtet werden, maximal war eine leichte Tendenz festzustellen.

Praxisführung am 24.04.2025

Am 24.04.2025 fand eine zweite Führung auf der Demofläche statt.

Im Zuge der Führung wurden die verschiedenen Untersaatvarianten auf ihr Abfrierverhalten beurteilt. Dabei konnte festgestellt werden, dass alle Varianten sicher abgefroren waren. Ein Nachteil durch die beobachtete Konkurrenz zwischen Ramtillkraut und Raps im Herbst konnte im Frühjahr nach Vegetationsbeginn zumindest optisch nicht mehr festgestellt werden. Im weiteren Vegetationsverlauf konnte in den Demoparzellen, die nicht mit einem Herbizid behandelt wurden, der Durchwuchs mit Kamille festgestellt werden. Die Rolle der Opferpflanzen kam leider nicht so ausgeprägt zum Tragen wie ursprünglich gedacht bzw. gewünscht. Die Opferpflanzensorte hatte ihren Blühbeginn leider nur knapp fünf Tage vor dem Blühbeginn der Hauptsorte im Bestand. Dennoch fand an der Veranstaltung eine sehr angeregte und fachlich intensive Diskussion zur Demofläche, sowie allgemein zur Produktionstechnik im Raps statt. Der Wunsch zu weiteren Veranstaltungen mit der Thematik wurde des Öfteren genannt. Abschließend ist jetzt die Beerntung der Parzellen mit dem betriebseigenen Mähdrescher geplant. Hierbei soll eine Ertragsermittlung stattfinden.

Neue Demofläche zur Raps-Aussaat 2025

Aufgrund der positiven Rückmeldungen wird eine Neuanlage der Demofläche für das Erntejahr 2025/26 geplant. Dies wird ebenfalls wieder auf dem Demobetrieb Weberndörfer stattfinden. Die organische Herbstdüngung soll dabei ebenfalls in die Betrachtung mit aufgenommen werden. Sobald die neue Demofläche angelegt wurde, wird das AELF Ansbach darüber informieren.

Eindrücke zu den Pflanzenbeständen auf der Demofläche