Online-Infoabend am 15.12.2025, 19:30 Uhr
Neue Versorgungsempfehlungen für Milchkühe – Hintergrund und Auswirkungen

Fressende Kühe am Futtertrog

Nach mehr als 20 Jahren hat die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) ihre Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Milchkühen vollständig überarbeitet.

Ziel der neuen Richtlinien ist es, die Fütterung wissenschaftlich aktueller, tiergerechter und ressourcenschonender zu gestalten. Die bisherigen Berechnungsgrundlagen werden dabei schrittweise durch neue Bewertungssysteme ersetzt, die eine noch genauere Einschätzung der Energie- und Eiweißversorgung ermöglichen.

Von der NEL zur ME – neue Energiebewertung

Eine der größten Veränderungen betrifft die Energiebewertung. Die bisher für die Milchkühe verwendete Nettoenergie Laktation (NEL) wird durch die Umsetzbare Energie für Wiederkäuer (ME nach GfE 2023) abgelöst. Für die Bestimmung der MJ ME wird wie bisher vom Bruttoenergiegehalt der Futtermittel die Energie in Kot, Harn und Methan abgezogen. Die große Änderung ist die Miteinbeziehung der Verdaulichkeit der organischen Masse (OMD), die vom Futteraufnahmeniveau (FAN) abhängt. Die Bewertung wird dadurch dynamisch. Damit kann der Energiegehalt von Futtermitteln künftig präziser und praxisnäher eingeschätzt werden. Damit kann näher am Tier, aber auch effizienter gefüttert werden.

Neues Konzept für die Eiweißbewertung

Auch die Eiweißbewertung wurde grundlegend überarbeitet. Sie basiert zukünftig nicht mehr auf dem nutzbaren Rohprotein im Duodenum (nXP), sondern auf dem im Dünndarm verdaulichen Protein (small intestinal digestible protein; sidP), als Summe aller verdaulichen Aminosäuren (small intestinal digestible total amino acids; sidAA). Berücksichtigt werden dabei sowohl die mikrobielle Eiweißsynthese im Pansen als auch der Anteil des Futterproteins, der den Pansen unabgebaut durchläuft (ruminally undegradetd crude protein; UDP). Die Rolle der früheren Ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) übernimmt im neuen sidP-System die Kennzahl RMD (Ruminale mikrobielle Differenz). Sie ermöglicht eine gezieltere Bewertung der Stickstoffbilanz im Pansen. Positive Werte deuten auf einen Überschuss hin, negative Werte können bis zu einem gewissen Maß (Stickstoff aus dem Rumino-hepatischen Kreislauf) toleriert werden. Damit kann die Stickstoffeffizienz verbessert und Proteinverluste können verringert werden. Dies bringt sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile.

Übergangsphase und praktische Umsetzung

Bereits bei den Gras-, Kleegras- und Maissilagen ab Herbst 2025 werden die neuen Kennzahlen in den Futterlaboren erfasst und parallel zu den bisherigen Werten ausgewiesen. Diese Übergangsphase ermöglicht es Beratern und Landwirten, die Systeme direkt zu vergleichen und Erfahrungen mit der Interpretation der neuen Werte zu sammeln. Die vollständige Einführung der neuen Bewertungsgrundlagen in Beratung, Rationsberechnung und Praxissoftware ist ab 2026 vorgesehen.

Ziel: präzisere und nachhaltigere Fütterung

Mit den neuen Versorgungsempfehlungen schafft die GfE eine Grundlage für eine zukunftsfähige Milchkuhfütterung, die Leistung, Tiergesundheit und Umwelt besser miteinander verbindet. Eine genauere Einschätzung des Energie- und Proteinangebots hilft, Futterkosten zu optimieren, Nährstoffverluste zu vermeiden und die Nährstoffeffizienz im Betrieb zu steigern.

Montag, 15.12.2025 • 19:30 Uhr
Online-Veranstaltung zu den neuen Versorgungsempfehlungen für MilchküheWer sich näher über die neuen Versorgungsempfehlungen und deren Auswirkungen in der Praxis informieren möchte, hat dazu Gelegenheit beim Grünen Montagabend der mittelfränkischen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten am Montag, 15. Dezember 2025, um 19:30 Uhr.
Referent ist Dr. Hubert Schuster von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL Grub).
Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Den Zugangslink zur Online-Veranstaltung finden Sie auf der Homepage-Seite zum Grünen Montagabend der mittelfränkischen ÄELF (siehe unten).

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