Sortenempfehlungen Sommergerste, Sommerweizen und Hafer Frühjahr 2023
Sommergetreide weiterhin von untergeordneter Bedeutung
Sommergetreide schneidet ertraglich und auch wirtschaftlich meist schlechter ab als Wintergetreide, kann jedoch die Fruchtfolge auflockern und dadurch helfen, beispielsweise bestimmte Ungras- und Unkrautprobleme zu lösen.
Der Bedarf der heimischen Mälzer und Brauer wird in der Regel nicht von heimischer Braugerste gedeckt. Bei entsprechenden Preisen könnte Sommergerste daher wieder eine interessante Ackerfrucht werden. Sommerweizen gilt oft nur als „Lückenbüßer“, wenn im Herbst schlechte Saatbedingungen herrschten. Hafer verdient mehr Beachtung, da er in Getreide-reichen Fruchtfolgen als „Gesundungsfrucht“ dienen kann und eine steigende Nachfrage für den Nahrungsmittelbereich zu verzeichnen ist.
Sommergerste
Grundlage der Empfehlungen sind die LSV-Ergebnisse der Versuchsstandorte Buchdorf (südlicher Jura, Lkrs. DON) und Schraudenbach (nördliche Fränkische Platte bei Werneck, Lkrs. SW).
Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:
Accordine (Ackermann/Saaten-Union)
Diese Sorte verfehlte heuer am Versuchsstandort Buchdorf deutlich ihr durchschnittliches vorjähriges Ergebnis des Ersatzstandortes Hartenhof, schnitt am fränkischen Standort Schraudenbach aber durchschnittlich ab. Überregional und mehrjährig erreicht sie sowohl im Anbaugebiet „Hügelland Südost“ (AG 22) als auch im Anbaugebiet „Fränkische Platten“ (AG 21) den Durchschnitt des Sortimentes nicht mehr ganz.
Gegen Netzflecken und Ramularia ist sie durchschnittlich, gegen Rhynchosporium und Zwergrost mittel bis gut und gegen Mehltau gut bis sehr gut resistent. Accordine ist vom Berliner Programm empfohlen und liefert gute Kornqualitäten und Vollgerstenanteile. Sie zeigt eine mittlere bis gute Standfestigkeit und geringe Neigung zum Ährenknicken, wird aber etwas später reif.
Prospect (Streng/IG Pflanzenzucht)
Prospect lag heuer an beiden Versuchsstandorten unter dem jeweiligen Vorjahresergebnis und liegt auch überregional und mehrjährig in beiden Anbaugebieten geringfügig unter dem Durchschnitt des Sortiments.
Kornqualität, Sortierung, Standfestigkeit, die Neigung zum Ährenknicken sowie die Resistenzen gegen Mehltau, Rhynchosporium und Ramularia sind exakt vergleichbar mit der bisherigen Standardsorte Accordine. Prospect kann mit einer etwas besseren Resistenz gegen Netzflecken punkten, ist dafür aber etwas anfälliger für Zwergrost als Accordine. Sie ist vom Berliner Programm für die Verarbeitung als Braugerste empfohlen.
Amidala (Nordsaat/Hauptsaaten)
Die im Jahr 2021 in das Berliner Programm aufgenommene Sorte steht heuer erstmals sowohl im Anbaugebiet „Hügelland Südost“ (AG 22) als auch im Anbaugebiet „Fränkische Platten“ (AG 21) in der Empfehlung. Sie liefert überregional und auch mehrjährig in beiden Anbaugebieten durchschnittliche Kornerträge bei guter Kornqualität und hohem bis sehr hohem Vollgerstenanteil.
Amidala ist gut durchschnittlich standfest. Die Resistenzen gegen Mehltau, Netzflecken, Rhynchosporium und Zwergrost sind überdurchschnittlich, jene gegen Ramularia aber leicht unterdurchschnittlich.
Begrenzt empfohlen wird:
RGT Planet (R2n/R.A.G.T.)
Für die einst hoch ertragreiche Sorte liegen heuer keine Ergebnisse für das Anbaugebiet „Hügelland Südost“ (AG 22) vor. Am Standort Schraudenbach schnitt sie heuer unterdurchschnittlich ab, nach einem sehr guten Ergebnis im Vorjahr. Überregional und mehrjährig rangiert sie inzwischen im Mittelfeld. RGT Planet hat vom Berliner Programm nicht die Verarbeitungsempfehlung erhalten. Sie wird dennoch als Braugerste verwendet, und es werden Verträge für den Anbau angeboten. Diese sind auch abzuschließen, um die Vermarktung abzusichern. Die Sorte liefert gute Kornqualitäten und Vollgerstenanteile. Sie ist durchschnittlich standfest und neigt etwas weniger zum Ährenknicken. Die Resistenzen gegen Netzflecken, Ramularia und Zwergrost liegen im Durchschnitt, jene gegen Rhynchosporium leicht darüber. Dank der mlo-Resistenz stellt Mehltau kein Problem dar. Die Sorte kommt – mit dann angepasster N-Düngung – auch für den gezielten Anbau als Futtergerste in Frage.
Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Sommergersten-Sorten 2023 finden Sie hier
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Sommerweizen
Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:
KWS Sharki (KWS Lochow)
KWS Sharki erzielte im heurigen Jahr und auch mehrjährig an den süddeutschen Versuchsstandorten für eine E-Sorte typische Erträge in Höhe von 3 % unter dem Durchschnitt des inzwischen mehrheitlich aus A-Sorten bestehenden Sortiments. Im vergangenen Jahr schnitt er etwas schwächer ab. KWS Sharki zeichnet sich durch gute bis sehr gute Rohproteingehalte und hohe Fallzahlen aus. Allerdings ist die Standfestigkeit schwach. Die Resistenz gegen Gelbrost ist mittel bis gut, jene gegen alle übrigen Krankheiten, inklusive Fusarium, jedoch nur durchschnittlich. Die Sorte ist laut Züchter auch als „Wechselweizen“ geeignet.
Licamero (Secobra)
Die A-Sorte erreichte heuer nicht die aus den vergangenen Jahren gewohnten überdurchschnittlichen Erträge, liefert jedoch gute Rohproteingehalte und gute Backvolumina, aber nur durchschnittliche Fallzahlen. Die Resistenzen gegen Mehltau, Gelbrost und Fusarium sind überdurchschnittlich. Zu beachten ist aber die erhöhte Anfälligkeit für Braunrost. Die Standfestigkeit ist nur mittel. Ein Anbau als „Wechselweizen“ ist laut Angaben des Züchters möglich.
KWS Starlight (KWS Lochow)
Auch dieser A-Weizen fiel in den süddeutschen Anbaugebieten heuer ertraglich ab und erzielte nicht mehr die überdurchschnittlichen Erträge früherer Jahre. Im Rohproteingehalt ist KWS Starlight etwas schwächer eingestuft als Licamero. Fallzahl, Fallzahlstabilität und Standfestigkeit der etwas später abreifenden Sorte sind durchschnittlich, die Resistenzen gegen Fusarium, Braun- und vor allem Gelbrost überdurchschnittlich. Etwas anfälliger ist die Sorte für Mehltau. Hervorzuheben ist die Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke, die hauptsächlich in Stoppelweizen auftreten kann.
Hafer
Grundlage der Empfehlungen sind die LSV-Ergebnisse des Versuchsstandortes Buchdorf (südlicher Jura, Lkrs. DON).
Folgende Sorten werden zum Anbau in Mittelfranken empfohlen:
Max (Bauer/IG Pflanzenzucht)
Max ist seit Jahren die mit Abstand wichtigste Hafersorte auf Bayerns Feldern, die sich konstant um den Ertragsdurchschnitt des Sortiments bewegt. Der Gelbhafer liefert aufgrund seines geringen bis sehr geringen Spelzenanteils gute bis sehr gute Kernerträge und hohe Hektolitergewichte und eignet sich daher auch gut als Schälhafer. Seine größte Schwäche liegt in der schlechten Standfestigkeit, so dass eine Behandlung mit CCC, wenn die Rispe im Halm fühlbar ist, sinnvoll sein kann. Bei Max reifen Korn und Stroh recht gleichmäßig ab.
Delfin (Nordsaat/Hauptsaaten)
Der Gelbhafer belegte im vorigen Jahr am Ersatz-Standort Straßmoos den Spitzenplatz aller geprüften Sorten, fiel aber heuer am Versuchsstandort Buchdorf deutlich ab. Überregional liegt er mehrjährig im Durchschnitt aller geprüften Sorten. Hektolitergewicht und Spelzenanteil sind überdurchschnittlich eingestuft, so dass Delfin auch als Schälhafer geeignet ist. Die Standfestigkeit der Sorte ist überdurchschnittlich, die Resistenz gegen Mehltau sehr gut. Einziges Manko ist die deutliche Reifeverzögerung des Strohs, welche die Ernte erschweren kann.
Armani (Bauer/IG Pflanzenzucht)
Die Gelbhafer-Sorte erzielte regional und auch überregional heuer und auch mehrjährig durchschnittliche Erträge. Armani weist eine gute Sortierung bei niedrigem bis sehr niedrigem Spelzenanteil und guter Schälbarkeit auf. Alles zusammen spricht für eine Eignung auch als Schälhafer. Das – verglichen mit den Standardsorten – eher schwache Hektolitergewicht schränkt diese Verwertungsrichtung jedoch etwas ein. Die Reifeverzögerung des Strohs ist gut durchschnittlich, die Resistenz gegenüber Mehltau gut eingestuft. Die Standfestigkeit ist dank der kurzen Pflanzenlänge überdurchschnittlich.
Lion (Nordsaat/Saaten-Union)
Der heuer erstmals in ganz Bayern zum Anbau empfohlene Gelbhafer liefert in den süddeutschen Anbaugebieten mehrjährig knapp durchschnittliche Kornerträge, schnitt aber am regionalen Versuchsstandort Buchdorf bzw. Straßmoos nun im zweiten Jahr in Folge deutlich unterdurchschnittlich ab. Das Hektolitergewicht ist überdurchschnittlich, der Spelzenanteil sogar sehr gering eingestuft, so dass Lion als Schälhafer durchaus mit der Standardsorte Max vergleichbar ist. Er weist jedoch eine wesentlich bessere Standfestigkeit auf als diese Vergleichssorte.
Weitergehende Informationen zu den empfohlenen Hafer-Sorten 2023
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